Oftmals wird die Bedeutung der kulturellen Differenz, insbesondere bei Kindern für unwichtig in Bezug auf Bildung angesehen. Sei diese jetzt schulisch oder außerschulisch.
Kulturelle Differenzen und kulturelle Missverständnisse
Kulturelle Differenzen entstehen durch Diskrepanzen zwischen zwei verschiedenen Kulturen. Das Vorhandensein kultureller Differenzen ist jedoch kein festgelegtes Ultimum. Vielmehr sind die Grenzen hierbei fließend. Mit der Erweiterung des gemeinsamen Erfahrungshorizontes schrumpft gleichzeitig die kulturelle Differenz und wird mit der Zeit verkleinert.
Dadurch dass Menschen in verschiedenen Kulturen aufwachsen, ist trotzdem immer ein gewisser Grad an kultureller Differenz vorhanden. Dieser ist natürlich dahingehend abhängig in wie weit sich die Kulturen von einander unterscheiden, aber auch insbesondere davon, wie intensiv die jeweiligen Kulturen in Elternhaus und Freundeskreis gelebt werden oder wurden. Diese kulturellen Unterschiede sorgen bei interkulturellen Begegnungen immer wieder für Missverständnisse und limitieren als Grenzen den Erfahrungsaustausch. Hierdurch kann es durchaus zu so genannten interkulturellen Missverständnissen kommen, die sich durchaus im Umgang miteinander bemerkbar machen können. Manchmal gehen diese Missverständnisse gar so weit, dass ein Miteinanderauskommen unmöglich erscheint. Zum Beispiel können fremdartige Verhaltensweisen als anstößig, ekelig und gesellschaftskonform gelten.
Hier setzt es in der Schule an, die Probleme kultureller Differenzen den Schülern nahe zu bringen, die Gegenseite zu beleuchten und Verständnis zu wecken. Dadurch können Vorurteile abgebaut werden und kollektive Stereotypen gemildert oder gar ganz vergessen werden. Die Schüler müssen so früh wie möglich lernen mit kultureller Differenz und mit Situationen in denen diese Differenzen insbesondere Ersichtlich werden umzugehen. Nur wenn das „Anderssein“ als normal und alltäglich verstanden wird, haben Fremdenhass und kulturelle Missverständnisse wenig Chancen.
Bewahrung der eigenen Kultur durch Muttersprachenunterricht
Trotz Globalisierung und dem ständigen Versuch gewisse Unterschiede zu nivellieren ist es von großer Bedeutung den Kindern auch ihre eigene Kultur zu bewahren. Eine gute Möglichkeit einen Beitrag in der Schule hierzu zu leisten, ist den Kindern Unterricht in der eigenen Muttersprache zu ermöglichen. Hierzu sind Lehrer und Lehrerinnen einzustellen, die den Kindern in den Lehrplan integriert ein paar Stunden die Woche in der entsprechenden Sprache die Eigenheiten der Kultur und insbesondere auch die Schriftform der Sprache nahe bringt. Der Unterricht in der Minoritätensprache sollte jedoch auch für deutsche Schüler zugänglich sein, um so Einblicke in eine andere Kultur erhalten zu können. Das Problem an dieser Stelle stellt sich jedoch schon allein bei der Personalfrage. Es ist mitunter nicht einfach einen entsprechenden Pädagogen zu finden, insbesondere da die deutsche Lehrerausbildung und der Staat, bzw. das Land als Träger hierfür nicht immer gute finanzielle Mittel bereitstellen. Des Weiteren ist es leider nicht möglich für jede vertretene Sprache eigens einen Lehrer einzustellen. Dies würde schnell alle Budgets sprengen.
Aus diesem Grunde wird diese Art des Unterrichts nur in wenigen Schulen realisiert, und kann nur für Majoritäten in der Minorität ermöglicht werden.
Eine mit Sicherheit leichtere Möglichkeit ist es, die Kinder an mehrsprachige Morgengrüße zu gewöhnen oder an Beschriftungen in unterschiedlich Sprachen.
Die Stellung der Muttersprachenlehrer im Kollegium
Doch wie sieht es an Schulen aus, an denen es tatsächlich möglich ist einem Teil der allochtonen Kinder Unterricht in der Muttersprache zu ermöglichen.
Welche Stellung nehmen die Muttersprach-Lehrer im Kollegium ein? Wird diesen von Seiten der anderen Lehrer eine gleichberechtigte Zusammenarbeit ermöglicht, oder wird auch hier eher Abstand gehalten und eigenbrödlerich gearbeitet? Ich denke um diese Frage beantworten zu können, kommt es ganz individuell auf das jeweilige Kollegium und insbesondere auch auf die entsprechende Schulleitung an. Ein Lehrerkollegium, das ohnehin nicht sonderlich um fächerübergreifende Zusammenarbeit bemüht ist, wird auch hier wenig Hoffnung auf interkulturelle Zusammenarbeit zulassen. Um von seitens der Schulleitung keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ist es nötig, dass es zwischen deutschen Lehrern und nicht-deutschen Lehrern keine Unterschiede in der Höhe der Bezahlung oder im Umfang und der Qualität der zugesprochenen Rechte gibt.
Einen Muttersprache-Lehrer und somit einen Experten für die „fremde Kultur“ im Kollegium zu haben, kann in einigen Situationen sehr hilfreich sein. Es ermöglicht auch den Lehrern einen anderen Blick auf die Welt, jedoch trägt dieser Umstand einen Spezialisten im Kollegium zu haben auch Gefahren mit sich. So kann es sich mit der Zeit einbürgern, sich zu sehr auf die Spezialisten für das Fremdkulturelle zu verlassen. Die Gefahr die hierin steckt, ist dass das übrige Kollegium die eher unangenehmere Arbeit mit dem Fremden auf diese Lehrer abwälzt und sich so nicht ausreichend selbst mit den kulturellen Differenzen beschäftigt.
Schulpersonal als Gesellschaftsmodell
Im täglichen Unterrichtsgang ist es wichtig, dass die unterrichtenden Lehrer und die Schulleitung aber auch Sekretärinnen, Hausmeister und alles weitere Schulpersonal Interesse an der jeweiligen Herkunftskultur der Schüler zeigen und sich selbst nicht fremdenfeindlich oder gar rassistisch zeigen. Insbesondere das Interesse des Klassenlehrers an den eigenen Schülern ist von großer Bedeutung. Ein bestimmtes Grundwissen über Dinge wie Familienstruktur, Glauben der Schüler, Migrationskonzepte und Sprachen sollten von jedem Lehrer zu erwarten sein.
Um allen Schülern kein falsches Bild von gesellschaftlich-wünschenswerten Arbeitsstrukturen zu zeigen, ist es in der Schule besonders wichtig auf die kulturelle Herkunft des Schulpersonals zu achten. Denn welches Bild wird den Schülern und Schülerinnen vermittelt wenn ausschließlich polnische Frauen die Toiletten putzen, ein türkischer Mann für dichte Leitungen sorgt und in Lehrerzimmer und Sekretariat ausschließlich deutsche Frauen und Männer für Bildung und Verwaltung Sorge tragen. So wäre es wünschenswert, ein international besetztes Lehrerzimmer vorzufinden oder auch Männer raumpflegerische Tätigkeiten verrichten zu lassen.
Wahrnehmung und Behandlung nicht-deutscher Schüler durch deutsche Lehrer
In verschiedenen Studien konnte fast durchgängig beobachtet werden, dass ausländische Schüler durch deutsche Lehrer im täglichen Unterricht fast immer anders behandelt werden als deutsche Schülerinnen und Schüler. So wurde festgestellt, dass Migrantenkindern grundsätzlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, dass diese Kinder seltener Aufgerufen werden, und seltener zur Tafel dürfen als deutsche Kinder. Im Vergleich hierzu konnte jedoch ebenfalls festgestellt werden, dass bei gleichartigen Unterrichsstörungen von Migrantenkindern und deutschen Kindern in den meisten Fällen die Migrantenkinder früher, stärker und intensiver gerügt wurden als die deutschen Kinder.
Gründe für
In den Statistiken der Schülerverteilung auf die einzelnen Schulformen ist es besonders auffällig, dass Migrantenkinder in gehäuftem Maße in Hauptschulzweigen, seltener in Realschulzweigen und nahezu in verschwindend geringer Anzahl im Gymnasialbereich anzutreffen sind. Dieses Phänomen ist laut Wissenschaft darauf zurückzuführen, dass beim Übergang in die Sekundarstufe sich die Sprachkenntnisse des Deutschen selektiv auswirken. Hier sind die Kinder deren Muttersprache nicht deutsch ist klar im Nachteil, da in nahezu jedem Fach die Arbeit mit Texten und deren Interpretation anfällt. Um im Unterricht jedoch gezielter auf dieses Problem und die Förderung der Lese- und Schreibschwachen (auch Muttersprachler) eingehen zu können ist eine ausgefeiltere Binnendifferenzierung von Nöten. Auch spezielle Fördergruppen, die eben mit dieser Problemstellung vertraut sind könnten hier zum Einsatz kommen. Die Verkleinerung der Klassen auf maximal 20 Schüler, idealer weise auf 15 käme allen Schülern zu Gute, da hier individuell auf jeden einzelnen eingegangen werden kann. Dies scheint sich aber in der Praxis nur in den seltensten Fällen durchführen zu lassen. Auf Grund von persönlicher Erfahrung kann ich von überfüllten Klassen mit teilweise 30 bis 35 Schülern berichten, von denen fast die Hälfte keine Deutsch-Muttersprachler sind. Die ernüchternde Bilanz dessen, sind überdurchschnittlich viele Wiederholer, ein allgemein schlechtes Leistungsniveau und gehäufte Verhaltensauffälligkeiten.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich einen weiteren Grund dafür nennen, dass besonders große Anteile der Migrantenkinder in Hauptschulklassen zu finden sind. Ich konnte selbst miterleben, wie bei Entschlussfassungen über den weiteren Werdegang der Grundschüler, die kurz vor dem Eintritt in die Sekundarstufe stehen, nicht nur Noten und Leistungen in Betracht gezogen worden sind. Obwohl der betroffene Schüler gute und sehr gute Leistungen konstant über einen längeren Zeitraum zeigte, wurde ihm trotzdem keine Empfehlung für das Gymnasium ausgesprochen. Interne Begründung war, dass hier auf lange Sicht keine Erfolgschancen des Jungen zu sehen seien. Die Eltern seien selbst nicht derart gebildet, obendrein der deutschen Sprache nicht mächtig und von daher nicht fähig dem Jungen in seiner schulischen Laufbahn beiseite zu stehen. Dies schien gängige Praxis zu sein, denn der Rest des Kollegiums befürwortete die Entscheidung des Lehrers. Es wurden keine Bedenken der anderen bekannt.
Der Unterschied zwischen Integration und Anpassung
Oftmals ist festzustellen, dass von vielen Menschen „Integration“ und „Anpassung“ gleichgesetzt werden. Sie haben nichts gegen Migranten, so lange diese sich nicht anders oder gar auffällig verhalten. Auch in der Schule werden traditionsbewusste oder weniger angepasste Kinder in die Kategorie der nicht anpassungswilligen oder integrationsfähigen Familien gesteckt. Diese häufig als fanatische und unaufgeschlossene Familien charakterisierten Menschen, werden in der Regel stark ausgegrenzt und als nicht integrationswillig gebrandmarkt. Es ist jedoch so, dass die Gleichsetzung nicht legitim ist, denn um in eine Gesellschaft integriert zu sein, um als vollwertiges Mitglied seine Beiträge für die Gesellschaft zu leisten, muss man sich nicht vollkommen dem Strom anpassen. Dies gilt für Deutsche und Nicht-Deutsche.
Die Beteiligung imigrierter Eltern am schulischen Programm
Nicht-Deutsche Eltern beteiligen sich eher nur in seltenen Fällen an schulischen Fördervereinen, nehmen nicht an Elternabenden teil und interessieren sich wenig für organisatorische Belange. Dieses Verhalten wird oftmals mit Desinteresse gleichgesetzt. Meist steht die Annahme in der Luft, dass diese Eltern wenig interessiert sind an der Klassengemeinschaft und dem Verhältnis des eigenen Kindes zu den anderen Schülerinnen und Schülern, sondern höchstens am schulischen Fortkommen des eigenen Kindes. Bevor man sich dieser Behauptung jedoch anschließen möchte, sollte man bedenken, dass es sich hier bei diesen Eltern um Menschen handelt, die auf Grund ihrer Staatsbürgerschaft aus der deutschen Politik vollkommen ausgeschlossen sind. Sie sind teils bereits seit Jahren gewöhnt nicht stimmfähig zu sein, sich in keiner Weise politisch einbringen zu dürfen. Dies kann durchaus ein Grund dafür sein, dass solche Eltern sich auch aus der Schulpolitik heraus halten und uns zunächst indifferent erscheinen.
Mittel interkultureller Pädagogik im Schulalltag
Schul- und Klassenbüchereien
Schul- oder Klassenbüchereien sind eine gute Möglichkeit Kindern und Jugendlichen Zugang zu den unterschiedlichsten Informationen zu ermöglichen. So eignen sie sich in unserem Fall auch um den Kindern Literatur über Migrationsgründe und –Probleme an die Hand zu geben. Hier kann durchaus für spezielle Problemstellungen sensibilisiert werden und auf Besonderheiten aufmerksam gemacht werden. Insbesondere für noch jüngere Kinder eignen sich hier Geschichten von multikulturellen Freundschaften und der gleichen.
Auch Bücher in den verschiedenen Muttersprachen der Schüler können für Kontakt untereinander und vor allem für Interesse aneinander sorgen.
transkulturelle = kulturübergreifende Bildung
Interkulturalität in den Lehrplan einfließen lassen
Weitere Möglichkeiten den Schülern die alltägliche Multikulturalität nahe zu bringen, ist in fast allen Schulfächern gegeben. So kann man zum Beispiel im Geschichtsunterricht den Stoff, der im Lehrplan vorgesehen ist etwas straffen, um zum Beispiel mit den Schülern wichtige Ereignisse der byzantinischen und osmanischen Geschichte zu erarbeiten wo der Geschichtsunterricht zuvor durch monokulturelle Weltsicht verengt schien.
In den letzten Jahren sehr beliebt ist die Erarbeitung der Schicksale amerikanischer Ureinwohner, der Indianer. Jedoch läuft man insbesondere bei dieser Thematik leicht Gefahr, das Fremde zu romantisieren und somit den Kindern und Jugendlichen die Geschichte eher als zweite, filmische Realität zu vermitteln, die mit dem wahren Leben nichts zu tun hat.
Im Mathematikunterricht bietet sich des Weiteren die Möglichkeit ebenso wie im Sprachunterricht bei Aufgabenstellungen die Texte selbst zu verfassen und hier neben deutschen Kindern auch türkische, spanische oder afrikanische Kinder als handelnde Figuren auftreten zu lassen. Hier können nebenher und ganz selbstverständlich tägliche Lebenssituationen der Kinder in den Unterricht mit einfließen. Kulturelle Besonderheiten oder Migrationserfahrungen können so den Schülern täglich nahe gebracht werden.
Arbeitslehre- und Werkunterricht als Pflichtfächer
Der Arbeitslehreunterricht an der Schule kann für alle Schüler zur Pflicht gemacht werden, so dass auch insbesondere islamisch erzogene Jungen mit hauswirtschaftlichen Arbeiten wie Kochen, Backen, Nähen und Stricken konfrontiert werden. Oftmals werden jungen Männern, insbesondere bestimmter kultureller Herkunft von zu Hause aus nicht mit diesen Arbeiten konfrontiert. Durch Unwissenheit werden diese arbeiten daher oftmals weniger respektiert und gewürdigt.
Im Gegenzug hierzu besteht die Möglichkeit den Werkunterricht ebenfalls als Pflichtfach für alle in den Stundenplan mit aufzunehmen. So haben auch Mädchen und junge Frauen die Möglichkeit ohne Abhängigkeit und Verpflichtung zu elterlichen Ansichten, sich selbst im Unterricht und ihre eigenen handwerklichen Fähigkeiten zu erfahren. Dieser Unterricht ermöglicht den Mädchen Selbstbewusstsein aufzubauen und kann Anleitung zu eigenverantwortlichem Handeln sein.
Durch diese Maßnahmen kann die immer noch vorhandene Kluft zwischen den oftmals auch kulturspezifischen Rollenerwartungen überwunden, beziehungsweise gemildert werden.
Umgang mit Rassismus und Fremdenhass
Gerade der Umgang mit Fremdenhass und Rassismus in der Schule gehört zu den besonders heiklen Themen. Um den Ursachen rassistischer Einstellungen auf den Grund zu gehen, ist es wichtig seine Schüler zu kennen und zunächst einmal ein klärendes Gespräch mit ihnen zu suchen. Oftmals stecken hinter augenscheinlichem Fremdenhass nur auswendig gelernte Parolen, ohne Wissen der Schüler was damit eigentlich ausgedrückt wird. Dies gilt es herauszufinden. Um den Schülern und Lehrern eine professionelle Hilfe an die Hand geben zu können, ist es oftmals von Nutzem zusätzlich einen Schulpsychologen hinzuzuziehen, der es versteht Gespräche zu lenken und Gesagtes zu deuten. Nachdem die Motive in Gesprächen herausgefunden sind, gilt es situationsgerecht zu handeln. Häufig ist die Benachrichtigung und Aufklärung der Eltern gängige Praxis.
Ethnozentrismus
Wird man mit Sichtweisen aus anderen Kulturen konfrontiert, so erkennt jeder Mensch langsam seinen eigenen Ethnozentrismus. Dies ist zunächst nicht schlimm, den es besagt lediglich, dass man selbst in eine bestimmte Denkweise eingebunden ist, die der eignen Lebenswelt und Ethnie entspricht.
Diese Einbindung in die Denk- und Wertgrundlagen der eigenen Lebenswelt ist nötig um sich einfach und schnell in der Welt zurechtfinden zu können und um Handlungsfähigkeit zu bewahren. Von daher ist es wichtig einen aufgeklärten Ethnozentrismus anzustreben.
Die Fähigkeit argumentieren zu können
Wenn unterschiedliche Kulturen im Leben aufeinander prallen, so ist es für beide Seiten wichtig fair argumentieren zu können, das heißt, dass keine hierarchischen Strukturen, Machtasymmetrien oder Angst dies verhindern. Deshalb müssen auf allen Seiten, die Fähigkeit zur Kommunikation und Diskussion erarbeitet werden. Um jedoch eine gute Kommunikationsfähigkeit herstellen zu können, ist es von Nöten zunächst die Fähigkeit zum Konflikt zu erarbeiten.
Die Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache hängt eng zusammen mit der Kommunikationsfähigkeit in der Muttersprache. Von daher ist es wichtig richtiges Argumentieren in der Fremd- und in der Muttersprache zu lernen.
Es ist wichtig, den Schülern zu vermitteln, wie Argumente formuliert und ausgewählt werden müssen um auf andere überzeugend zu wirken.
Häufig dienen die Argumente nur dazu, seinen eigenen Standpunkt von dem der anderen abzugrenzen. Das heißt, die Zugehörigkeit zur In-Group zu verstärken und sich gegen die Out-Group abzuschirmen. Dieses Argumentationsverhalten dient jedoch lediglich dazu eigene Standpunkte klar zu machen und nicht um zu einer gemeinsamen Lösung durch Kompromisse zu finden. Hierzu muss rational argumentiert werden können um die Argumentation auf die Auseinandersetzung in der Sache zu lenken. Bei vielen Schülern ist jedoch zu beobachten, dass immer häufiger die Sache außen vor steht und bei Argumentationsverlust ein Angriff auf die Person zu lenken. Diese Angriffe verlaufen jedoch nicht nur verbal ab, sondern können unter Umständen in körperliche Aggression umschlagen.
Missverständnis führt zu Rückzug
Man kann Missverständnis in unterschiedliche Grade einteilen. Diese können reichen vom einfachen Missverstehen bis hin zum Nichtverstehen. Diese Arten des Missverständnisses können für beide Gesprächspartner auf Kurz oder Lang jedoch sehr anstrengend sein. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass einer der Gesprächspartner sich aus der ihn überanstrengenden Kommunikation zurückzieht. So auch im Unterricht. Oft ist zu beobachten, dass Migrantenkinder mit größeren Sprachproblemen sich nach und nach aus dem Unterricht zurückziehen. Meist beginnt der Rückzug mit nachlassender Mitarbeit.
Problembezogene Lehrerausbildung
Bereits bei der Lehrerausbildung als auch bei der Lehrerfortbildung muss darauf geachtet werden, dass von vornherein Wert gelegt wird auf eine Ausbildung, die für Erziehungs- und Unterrichtsaufgaben in einer multikulturellen Gesellschaft vorbereitet. Zu diesem Zwecke müssen Seminare und Übungen bereits an der Universität angeboten werden, die dem Pädagogen den Korrekten Umgang mit der Heterogenität und Pluralität der Schüler weisen.
Interkulturelles Lernen als Spezialform des Sozialen Lernens
Das Interkulturelle Lernen wird als Spezialform des sozialen Lernens verstanden, das auch hierfür Grundvoraussetzung ist. Dinge wie Einfühlungsvermögen, Toleranz, Konfliktfähigkeit und Solidarität sollte jeder Mensch in seinem persönlichen Repertoire bereithalten, egal ob sein Gegenüber nun In- oder Ausländer, weiß oder schwarz ist. Auch die Fähigkeit Vorurteile nach und nach abbauen zu können ist zunächst einmal sozial, bevor es interkulturell wird. Denn auch eine Gesellschaft ganz ohne „Ausländer“ oder „Farbige“ würde einander zunächst mit Vorurteilen begegnen. Man denke nur an Kleinwüchsige, geistig Behinderte oder noch einfacher: an vollbusige Blondinen oder Mantafahrer.
Ob nun der soziale Normalfall oder der Interkulturelle Spezialfall hängt allein vom Kontext ab. Allgemeines Ziel sollte die Fähigkeit sein, sich in die Probleme anderer hineinversetzen zu können, um hieraus Handlungsfähig zu werden und somit emotionale Barrieren abzubauen.
Steuerung von Gruppenprozessen
Immer wieder ist zu bemerken, dass in Schulklassen häufig gerade ausländische Schüler und Schülerinnen von den deutschen Mitschülern ausgegrenzt werden. Nun wurde festgestellt, dass dies durchaus den betroffenen deutschen Schülern gar nicht so bewusst ist.
Einer Schulklasse wurden Szenen vorgespielt bei denen es darum geht, dass eine Gruppe deutscher Jungen einen gleichaltrigen Türken beim Fußballspiel nicht mitmachen lassen wollen. Nun wird die Fragestellung aufgeworfen ob man einen Fremden mitspielen lassen soll. Die Kinder der Schulklasse verurteilten das Verhalten der Jungen und argumentierten, dass sie selbst den türkischen Jungen auf jeden Fall mitspielen lassen würden. Bei einer soziometrischen Erhebung zeigte sich allerdings, dass gerade die beiden türkischen Jungen in der Klasse am meisten Ausgrenzung erfuhren.
Um jedoch einen erfolgreichen Eingriff in Gruppenprozesse erzielen zu können, bedarf es langfristig angelegter Arbeit. Ein einfühlsames Eingehen auf bereits angelaufene gruppenbildnerische Prozesse oder ein gezieltes Eingreifen in neue Strukturen kann die Schüler nach und nach kulturelle Unterschiede und Hindernisse vergessen lassen.
Besonders zu Beginn des Schuljahres, oder wenn neue Schüler während des Jahres zu einer bestehenden Klasse hinzustoßen, ist es wichtig den Schülern die Möglichkeit zu geben, sich auf unterschiedliche Arten kennen zu lernen.
Kindliches Verständnis für andere Lebenssituationen
Nach Auernheimer ist darauf zu achten, dass keine „isolierte Darstellung mitleidheischender Ärmlichkeit“ Vorurteile verstärkt und Überheblichkeit hervorruft. Insbesondere bei jüngeren Kindern im
Grundschulalter ist hierauf zu achten. Es sollten keine allzu großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebenswelten dargestellt werden. Nimmt man zum Beispiel ein altes Erdkundebuch in die Hand, so sieht man oft arme afrikanische Kinder, die verdreckt und verhungert im Schoß der Mutter sitzen. Diese Darstellung ruft ebenso viel Befremdlichkeit hervor wie die romantisierenden Hollywooddarstellungen eines exotischen und wilden Afrikas. Fremdheit und Andersartigkeit sollen für Kinder nicht überdeutlich und zunächst nur zaghaft dargestellt und angedeutet werden. Denn bei Kindern kommen sonst schnell Modelle von unterentwickelten Gesellschaften ins Gedächtnis, die sich ein Leben lang halten können. Es wird angenommen, dass Kinder noch nicht über die nötigen kognitiven Strukturen verfügen und somit nicht immer fähig sind Menschen in anderen Lebenssituationen und anderen kulturellen Normen vollends zu verstehen.
Um Kinder auf Missstände und Probleme aufmerksam zu machen ist es eher sinnvoll die soziale Nähe zu suchen. Hierbei werden Probleme den Kindern mit starkem Gegenwarts- und Raumbezug veranschaulicht, um so Bezüge zu eigenen Erfahrungsraum herstellen zu können.
Der Lehrer als Vorbild
Es ist nötig den Schülern von Anfang an zu vermitteln, dass man mit Respekt und Interesse anderen Kulturen und Lebensweisen entgegentreten sollte. Am einfachsten geht dies natürlich, wenn der Lehrer dies in seiner Funktion als Vorbild auch vorlebt. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll unvoreingenommen auf andere und insbesondere auf Menschen anderer Herkunft oder Lebenseinstellung zuzugehen.
Dies hat den Sinn den Kindern zu vermitteln, dass die Art und Weise wie wir oder wie man selbst lebt, nur eine Möglichkeit von fast unendlich vielen ist. Um dies möglich zu machen, muss man den eigenen Ethnozentrismus relativieren und zugänglich für neue Erfahrungen sein.
Im Unterricht lässt sich diese Einstellung vorleben, indem man selbst (ehrliches) Interesse an den Lebensgewohnheiten und Einstellungen anderer Kulturen zeigt. Natürlich eignen sich hierfür insbesondere die Kulturen, die in der Klasse vertreten sind, aber auch nicht vertretene Kulturen eignen sich zur Thematisierung.
Klassenraumgestaltung
Um auch nach außen die Multikulturalität der Klasse und auch das Interesse der Schüler hieran zu bekunden und zu verstärken, besteht die Möglichkeit den Klassensaal und auch die Schulflure dementsprechend zu dekorieren. Das Aufhängen von unterschiedlichen Landesfahnen oder Poster von zum Beispiel französischen oder türkischen Popstars soll den Sinn für Multikulturalität stärken.
Spielerische Namensforschung
Eine weitere kindgerechte Möglichkeit die Andersartigkeit eines jeden Menschen hervorzuheben, ist die Erforschung der Vornamen. Hierzu muss jedes Kind Recherchen über Herkunft und Bedeutung des Vornamens anstellen. Oftmals stellt sich dabei raus, dass unterschiedliche Namen unterschiedlicher Sprachen das Selbe bedeuten (z. B. Rose und Gülten). Ein ebenso schöner Effekt ist es, wenn die Kinder feststellen, dass vermeintlich typisch deutsche Namen gar nicht deutschen Ursprungs sind, sondern fast alle lateinischen, griechischen, hebräischen oder jiddischen Ableitungen entstammen.
Lernen Konflikte offen auszutragen
Kinder müssen lernen ihre Konflikte offen austragen können, denn werden Missmut und Ärger aufeinander lediglich unterdrückt, bleibt der Konflikt immer noch latent vorhanden und äußert sich in unbewussten Botschaften. Dies geht dann soweit, bis der Konflikt so stark ist, dass er nicht mehr unterdrückt werden kann und zum Ausbruch kommt. Meist ist es hier für eine friedliche und sachliche Auseinandersetzung zu spät. Schüler reagieren hier meist mit sozialer Nichtachtung oder gar mit körperlicher Gewalt. Um dem Vorzugreifen ist von Anfang an eine offene Auseinandersetzung anzusteuern. Um Konflikte offen diskutieren zu können, so lange die Schüler noch emotional fähig sind den Verstand nicht außen vor zu lassen.
Außerschulische Aktivitäten
Besonders beliebte Orte des kulturellen Lernens finden sich in außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften der Schule. In Theater-, Musik- oder Tanzgruppen können die Eigenarten der verschiedenen Kulturen außerordentlich thematisiert werden, ohne unterrichtlichen Druck mit einfließen lassen zu müssen. Aber auch wenn mehrere Schüler gemeinsam an einem Projekt arbeiten und das Projekt im Mittelpunkt steht, treten kulturelle Unterschiede zurück.
Öffnung der Schule für die Öffentlichkeit
Von daher ist es wichtig von vornherein die gesamte Familie in das schulische Geschehen zu integrieren. Einladungen zu Schulaufführungen oder gesonderte Familientage stärken auch das Interesse dieser Familien an der schulischen Entwicklung und nicht nur an der schulischen Laufbahn der eigenen Kinder.
Begibt die Schule sich darüber hinaus auch noch an die Öffentlichkeit kann hierdurch eine stärkere Verbindung zwischen Lernen und Leben entstehen. Insbesondere bei Öffnung der Schule in Vierteln mit hohen Ausländeranteilen verspricht diese Methode hohen Erfolg. Im Idealfall lernen Kinder, Eltern und Bevölkerung voneinander.
Schulpartnerschaften im Ausland
Schulpartnerschaften im Ausland bieten vielen Schülern die Möglichkeit an einem Schüleraustausch teilzunehmen und so für kurze oder auch längere Zeit in das Leben in einem anderen Land und einer anderen Kultur einzutauchen. Aber nicht nur durch gegenseitige Besuche sondern auch durch Korrespondenz mittels Briefen oder Internet lassen sich kulturelle Erfahrungen sammeln.
Differenzen dürfen nicht geleugnet werden, jedoch müssen Lehrer und Schüler gegen die Vorstellung feststehender Stereotype und Vorurteile ankämpfen.
gemeinsam Handlungsalternativen entwickeln
Der Einschub verschiedener Spiele in den Unterrichtsalltag ermöglicht den Schülern sich außerhalb der mehr oder minder strengen Normen des Schulalltags zu bewegen und somit einmal aus ihrer eigenen Rolle fallen zu können. Insbesondere Rollenspiele verstärken die Fähigkeit der Empathie, d. h. die Fähigkeit sich in andere und deren Sicht- und Denkweisen hineinversetzen zu können und somit vielleicht sogar sich selbst aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Nicht nur die von Watzlawick als digital bezeichnete Verbalsprache gehört zur Kommunikation, sondern auch die analoge Non-Verbalsprache. Zur non-verbalen Sprache gehören Dinge wie Körperhaltung, Mimik und Gestik.
Der non-verbale Teil der Kommunikation kann bei Sprachbarrieren entscheidend helfen, um einander zu verstehen. Doch ebenso wie verbalsprachliche Aussagen können körpersprachliche Signale missverstanden werden.
Gleichzeitig stellt sich die Frage ob es kulturspezifische Unterschiede in Bezug auf körpersprachliche Aussagen gibt. Geht man jedoch auf diese Fragestellung ein, muss man auch Bezug darauf nehmen, dass es ebenso zu Unterschieden durch Alter, Geschlecht und sozialer Gruppenzugehörigkeit kommen kann.
Kinder die während des Schuljahres aus dem Ausland in eine Klasse hinzustoßen, sollten eine spezielle Sprach- und Eingliederungsförderung erhalten, die sich sowohl auf die Muttersprache als auch die deutsche Sprache bezieht.
Bei Grundschulkindern ist es wichtig, dass die Alphabetisierung zunächst in der Erstsprache erfolgt
Der so genannte „heimliche Lehrplan“ hat sich zum Ziel gesetzt den Schülerinnen und Schülern den richtigen Umgang mit Rassismus und Minderheiten zu lehren. In Folge dessen stellt sich natürlich die Frage, wie an einer Schule mit interethischen Konflikten umgegangen werden soll. Laut Auernheimer gibt es hier drei denkbare Handlungsmöglichkeiten solchen Konflikten zu entgegnen. Zum einen kann solch ein Vorkommen einfach tabuisiert werden, zum anderen kann dies rein administrativ erledigt werden, oder wünschenswerter weise können solche interethischen Konflikte pädagogisch aufgearbeitet werden.
Das offene Geheimnis interkultureller Erziehung besteht darin, den Kindern und Jugendlichen Gleichwertigkeit der Kulturen zu vermitteln. Hier kommt es darauf an herauszufinden, wie nah oder fern sich die Kulturen zunächst erscheinen. In wie fern wird eine Kultur geachtet oder doch eher geringschätzig behandelt und welche Gründe kann es dafür geben. Diese Fragestellung gilt für beide Seiten und ist zunächst klarzustellen. Welche Vorurteile gibt es, wie stark charakterisieren einzelne Merkmale gleich eine ganze Kultur und in wie fern wird an bestehenden Auffassungen festgehalten?
Um jedoch verschiedene Kulturen als gleichwertig zu achten, darf man jedoch nicht den Fehler machen kulturelle Unterschiede nivellieren zu wollen. Man muss die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Werten, Normen und Verhaltensweisen fördern, um so Unterschiede und Gemeinsamkeiten erarbeiten zu können. Auf diese Weise können interkulturelle Konflikte offen ausgetragen werden anstatt ein Aufstauen zu fördern. So kann man den Schüler lehren Unterschiede und Konflikte zu akzeptieren und damit weniger Hasspotential zu schüren um so alle auf ein verantwortungsbewusstes Zusammenleben in einer dauerhaften multikulturellen Gesellschaft vorzubereiten.
Absicht der Lehrperson sollte es sein, Interesse an der jeweiligen Kultur des anderen zu wecken, um so Fremdheitsgefühle abzubauen und die Fähigkeit der Empathie zu stärken. Dies fördert das Verständnis für soziale Gefüge und Probleme des Gegenübers und insbesondere dient es dem Abbau von Vorurteilen.