I
Tourismus, Umwelt und Naturschutz
- Definition „Tourismus“
- Stellenwert der Umwelt bei Urlaubern
- heimische Umwelt-Belastung während dem Urlaub
- langfristige Umweltauswirkungen
4.1 räumliche Auswirkung durch Umweltbelastung
4.2 so hilft der Tourismus der Natur
5 Reisegewohnheiten
5.1 Reisezwecke der Deutschland-Urlauber
5.1 Reiseart der Deutschland-Urlauber
5.2 Übernachtungen insgesamt
5.3 Aufgliederung der Übernachtungen
6 Energie
6.1 Treibhausgase
6.2 Auswirkungen auf Umwelt
6.3 Emissionsmengen durch privaten Tourismus
7 Biodiversität/ Flächenverbrauch
7.1 Definition
7.2 Biodiversität (Flora/ Fauna)
7.3 Fläche
8 Abfall
8.1 Mengen
8.2 Regionale Probleme
9 Wasser
9.1 regionale Probleme
9.2 Verbrauch
9.3 Gewässerbelastung
10 Beispiele für umweltgerechten Tourismus
10.1 Biosphärenreservat Rhön
10.2 Projekt Müritz Nationalpark-Ticket
10.3 Bundeswettbewerb „Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte“
10.4 Projekt: forum anders-reisen e. V.
10.5 Naturpark Frankenwald
10.6 Viabono – Reisen natürlich genießen
A Einleitung
Der Drang des Menschen nach Erholung in fremden Ländern und Regionen besteht schon seit Jahrhunderten. Konnte dieser Drang damals jedoch nur von Forschern oder gut situierten Adligen ausgelebt werden, wurde es mit der industriellen Revolution auch für emsige Geschäftsleute und heutzutage gar für jedermann möglich.
Die Urlaubsreiseintensität (Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahre, die eine oder mehr Urlaubsreisen im Bezugsjahr unternommen haben) lag 2001 bei 76,1 % (vgl. www.env-it.de / 10.Nov.04).
Mit Zunahme der Gesamtzahl an Urlaubsreisen und Kurztrips nimmt natürlich auch die Belastung für die Umwelt zu.
Früher meist nur als regionale Probleme bekannt, treten Effekte wie Fischsterben, Umweltkatastrophen und insbesondere der Treibhauseffekt weltweit in Erscheinung.
Obwohl insbesondere der überregionale Tourismus hierfür verantwortlich ist, ist es für Deutschland von besonderem Interesse, was es zur Umweltbelastung beiträgt und in wie weit man dies verbessern könnte.
Aus diesem Grund möchte ich die Thematik des Deutschland-Tourismus in Verbindung mit der Umweltproblematik und dem Naturschutz näher beleuchten.
B Hauptteil
1. Definition „Tourismus“
Der Begriff Tourismus umfasst viele Bereiche, auf Grund der Daten die ich in meiner verwendeten Literatur vorfand, definier sich Tourismus in dieser Seminararbeit wie folgt: Tourismus bezeichnet hier private Reisen mit mindestens einer Übernachtung und dem Reisezweck der Erholung, der Urlaub, dem Vergnügen oder dem Besuch von Freunden oder Verwandten (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002).
2. Stellenwert der Umwelt bei Urlaubern
Für Urlauber besitzt das Thema „Umwelt und Naturschutz“ nahezu keine Aktualität. Nur wenn das Thema in Befragungen tatsächlich angesprochen wird oder auf Grund von Umweltbelastungen Störungen während des Aufenthalts vorkommen, dann bekommt es für den Urlauber Bedeutung.
Grund hierfür ist, dass der Urlauber in seiner Freizeit auch ein größt mögliches Maß an Freiheit für sich selbst beanspruchen möchte.
Umweltfreundliches Verhalten hingegen, bringt jedoch gewisse Einschränkungen und Verzichte mit sich.
Dies ist der Hauptgrund, wieso ein Großteil der Touristen zu „keinen größeren Opfern zugunsten von Umwelt- und Naturschutz bereit ist.“ (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 105).
Lediglich bei der Mülltrennung am Urlaubsort wird meist eine Ausnahme gemacht.
Als Fazit wäre hierzu zu sagen, dass Touristen zwar eine schöne und intakte Umwelt während ihres Aufenthaltes vorfinden möchten, sie jedoch nicht dazu bereit sind selbst etwas dafür zu tun.
3. heimische Umweltbelastung während des Urlaubs
Bei allen nachfolgenden Angaben sei zu bedenken, dass während des Aufenthalts am Urlaubsort trotzdem auch gleichzeitig zu Hause Umweltbelastungen verursacht werden.
So werden weder Kühlschränke und Gefriertruhen abgeschaltet oder Heizungen völlig ausgedreht. Auch Geräte wie der Radiowecker und der Videorekorder stehen bestenfalls im Stand-by-Modus.
Ein Einspareffekt findet lediglich in Bezug auf das Abfallaufkommen statt. Während dem Aufenthalt an einem anderen Ort, findet zu Hause fast keine Abfallproduktion statt (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 7).
4. langfristige Umweltauswirkungen
4.1 räumliche Auswirkungen durch Umwelt-Belastung
Umweltbelastungen die an einem bestimmten Ort entstehen, können sehr unterschiedlich in ihren räumlichen Auswirkungen sein. Man unterscheidet hier zwischen lokalen und globalen Belastungen mit Folgen für die Umwelt.
Die Emission von Co2-Äquivalenten (CO2, CH4, N2O) trägt in besonders belastender Weise zur Verschlimmerung des Treibhauseffekts bei. Obwohl hier auch lokale Probleme durch schlechte und verschmutzte Luft entstehen, sind hier besonders die globalen Auswirkungen zu sehen. Auf diese werde ich jedoch noch einmal gesondert in 6.2 eingehen.
Ebenso wie der Treibhauseffekt äußert sich auch der Energieverbrauch, bzw. der Primärenergieverbrauch mit globalen Konsequenzen.
Alle Arten des Transportes der Reisenden werden nahezu vollständig durch den Verbrauch von fossilen Energielieferanten bewerkstelligt. So werden zum Beispiel das Benzin der Autos oder das Kerosin der Flugzeuge aus den zig-tausend Jahre alten Rohölvorkommen gewonnen.
Die globalen Konsequenzen äußern sich vor allem darin, dass diese Primärenergiequellen nur über äußerst begrenzte Quantität verfügen und somit bei schnellem Verbrauch für die nachfolgenden Generationen nicht mehr zur Verfügung stehen.
Das Problem des Flächenverbrauchs auf Grund touristischer Infrastruktur ist in der Regel nur ein lokales Problem, das die Umwelt vor Ort betrifft.
Ausnahmen stellen hier jedoch zum Beispiel die Rodung der Tropischen Regenwälder dar, was für das globale Klima weit reichende Konsequenzen haben wird.
Der Verlust der Biodiversität hat jedoch wiederum globale Konsequenzen. Verschwinden Arten aus Flora und Fauna in einer bestimmten Region, dann bringt das wiederum das komplette Gleichgewicht des Ökosystems durcheinander. Besonders das Aussterben einer Art bringt für die ganze Welt unwiderrufliche Konsequenzen mit sich.
Umweltprobleme wie ein erhöhtes Abfallaufkommen, erhöhter Wasserverbrauch und Gewässerbelastung stellen weitgehend lokale Probleme dar, die meist jedoch auf saisonale Zeiträume begrenzt sind. Trotzdem sind diese Faktoren nicht weniger ernst zu nehmen. Sie stellen ebenfalls nicht zu unterschätzende Probleme für Natur und Umwelt dar. Zu bedenken ist, dass sehr viele regionale bzw. lokale Umweltprobleme sehr schnell zu einem globalen Problem wachsen können (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 9).

(vgl. Umwelt und Tourismus, 2002)
4.2 So hilft der Tourismus der Natur
Nun möchte ich von der Kehrseite des Tourismus zu den positiven Auswirkungen kommen, die der Tourismus für Natur und Umwelt haben kann.
Viele touristisch genutzte Gebiete sind gerade auf Grund ihrer natürlichen Schönheit einst überhaupt für den Tourismus erschlossen worden. Um diese empfindlichen Ökosysteme und die ästhetischen Erscheinungsformen der Landschaft auch noch in vielen Jahren für gerade diesen Tourismus nutzen zu können, muss hier ein besonderer Schutz erfolgen.
So werden zum Beispiel traditionelle und naturverträgliche Wirtschaftsformen besonders unterstützt um die Erhaltung dieser touristisch interessanten Natur zu unterstützen.
Nicht selten stellen Nationalparks und Naturschutzgebiete gerade für Touristen interessante Zielorte dar und können auch anhand dieses wirtschaftlichen Aspekts deklariert, finanziert und auch geschützt werden.
Besonders gezielte Reisen zu seltenen Tieren oder Naturräumen locken viele Touristen erst in diese Regionen.
Oftmals können gewisse Tierarten nur deshalb eine Chance erhalten, da sie für Urlauber attraktive „Besichtigungsobjekte“ darstellen.
Beispiel hierfür wären Besichtigungstouren zu den seltenen Berggorillas in Zentralafrika oder Abenteuerurlaub bei den Wölfen in Rumänien (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 10).
Viele solcher Naturschutzprojekte werden von Reiseveranstaltern mit solch speziellen Angeboten protegiert.
5. Reisegewohnheiten
5.1 a Reisezwecke der Deutschland-Urlauber
In Deutschland wurden im Bezugsjahr 1999 insgesamt rund 145mio Reisen erfasst. Lediglich ¼ aller Reisen, also 35mio entfielen hiervon auf Geschäftsreisen ohne touristischen Charakter.
Mit 110mio machen die Privatreisen rund ¾ der Nachfrage aus.
Bei 62% der 110mio Privatreisen war ein Urlaub Grund hierzu. 30% nutzen Urlaubstage um Freunde oder Verwandte zu besuchen.
Ein verhältnismäßig geringer Teil von 8% fuhr zu bestimmten Anlässen oder hatte andere Gründe.
Mit 55% entfiel mehr als die Hälfte auf Kurzreisen, die weniger als vier Übernachtungen aufweisen konnten(vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S.11).

(vgl. Umwelt und Tourismus, 2002)
5.1 b Reiseart
Die folgende Betrachtung beschäftigt sich mit der Art oder dem Ziel der privaten Reisen.
26% und somit der größte Teil der Urlauber verbrachten im Jahr ´99 ihre Ferien bei Städtereisen. Beliebte Ziele waren unter anderem München, Hamburg und Berlin.
12% der in- und ausländischen Gäste verbrachten ihre Zeit mit Badeurlaub in Gegenden wie dem Bodensee oder an den Küsten der Nord- und Ostsee.
Ebenfalls 12% entfielen auf Urlaub auf dem Lande. Beliebt ist vor allem der Urlaub auf dem Bauernhof in dörflichen Gegenden wie dem Münsterland oder dem Sauerland.
9% aller Reisenden entschlossen sich für eine Rundreise durch Deutschland. Diese Art des Urlaubs ist besonders bei ausländischen Touristen sehr beliebt. Besucht werden meist kulturell interessant Orte.
Auf Urlaub in den Bergen entfielen rund 7% aller touristischen Privatreisen. Beliebte Beschäftigungen sind hier Klettern und Wandern.
Weitere 7% entfielen auf Reisen die zu einem bestimmten Anlass führten. Gemeint sind hier zum Beispiel sportliche Ereignisse wie der F1 Grand Prix am Nürburgring oder der 90ste Geburtstag der Großtante.
Trotz der rückläufigen Subventionen durch Krankenkassen kam es zu den verschiedensten Arten von Gesundheitsurlauben. Mit eingerechnet sind auch die Kuraufenthalte.
Winterurlaube im Schnee mit besonders beliebten Reisezielen wie dem Schwarzwald oder den höheren Lagen Bayerns wurden mit 2% an der Gesamtsumme gezählt.
Mehr als ein Fünftel (22%) aller Reisen wurden für sonstige Zwecke genutzt. Hierunter fällt zum Beispiel der Sporturlaub.
Alle erhobenen Daten hierzu beziehen sich auf private Urlaubsreisen mit mindestens einer Übernachtung (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 12).

(vgl. Umwelt und Tourismus, 2002)
5.2 Übernachtungen insgesamt
Insgesamt wurden im Jahre 1999 rund 711mio (711.000.000!) Übernachtungen von in- und ausländischen Gästen erfasst.
Davon entfielen mit 584mio Übernachtungen rund 80% auf den privaten Tourismus (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002).
5.3 Aufgliederung der Übernachtungen
Nahezu die Hälfte aller Privatreisenden fanden im Jahr ´99 Unterschlupf in der klassischen Hotellerie oder Parahotellerie. Hiermit sind zum Beispiel Ferienhäuser- und Wohnungen sowie Camping-Plätze gemeint.
Der Rest der Urlauber kam bei Freunden und Bekannten privat unter (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 12).
6. Energie
6.1 Treibhausgase
Seit Beginn des Industriezeitalters existiert als umweltschädliches Nebenprodukt leider auch der Treibhauseffekt. Dabei werden durch den Menschen produzierte klimawirksame Treibhausgase emittiert.
80% aller schädlichen Emissionen macht das Gas Kohlendioxid (CO2) aus. Methan und Lachgas, sowie weitere verschiedene Gase tragen insgesamt mit 20% Beteiligung zum Klimawandel bei.
Alle klimawirksamen Treibhausgase werden im Vergleich ihrer Treibhauspotentiale zum Kohlendioxid gewichtet und zusammen mit dem Kohlendioxid als CO2-Äquivalente-Emissionen bezeichnet (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 17).
6.2 Auswirkungen auf die Umwelt
Der anthropogen verursachte Treibhauseffekt führt bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu einem Anstieg der mittleren globalen Temperatur um 1,4 bis 5,8°C.
Diese drastische Erwärmung der Atmosphäre führt zu einer thermischen Ausdehnung der Ozeane, sowie zum Abschmelzen des polaren Eises und der Gletscher. Hierdurch wird ein Anstieg des Meeresspiegels bewirkt (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S. 18).
Für die Natur wichtige Biotope und Habitate, die im Übrigen auch touristisch gerne genutzt werden, werden überflutet.
Überall auf der Welt kommt es zu Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Stürmen.
Touristisch erschlossene Skigebiete können auf Grund eines Mangels an Schnee nicht mehr genutzt werden.
6.3 Emissionsmengen durch den privaten Tourismus
Durch in Deutschland vorgenommene Übernachtungsreisen wurden im Jahr 1999 ca. 15,6miot (~15.600.000.000 kg) an CO2-Äquivalenten emittiert. In diesen Zahlen enthalten sind auch solche Emissionen, die bei der Bereitstellung, Umwandlung und Verteilung von Kraftstoffen entstanden sind. Die Bezeichnung hierfür lautet „Indirekte Emissionen“.
Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr ´99 rund 982,4miot CO2-Äquivalente-Treibhausgase emittiert. Das bedeutet, das durch den Tourismus entstandene Treibhausgase rund 1,6 % an den gesamten Emissionen Deutschlands ausmachen.
Bei all diesen Zahlen wurde jedoch der grenzüberschreitende Flugverkehr außer Acht gelassen.
63 % der durch den Tourismus entstanden Emissionen wurden durch den Verkehr der An- und Abreise, sowie den Verkehr am Reiseort selbst, verursacht. Dies entspricht rund 9,8mio t CO2-Äquivalenten-Gasen.
Bezieht man diese Summe nun auf die auf Grund des gesamten Personenverkehrs entstandenen Emissionen, so kommt man auf einen Anteil von 7 %.
Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 3mio PKW (vgl. BMVBW 200, UBA 2001a in Umwelt und Tourismus, 2002).

(vgl. Umwelt und Tourismus, 2002)
Private Kurzreisen sind mit 40 % an den touristischen Verkehrsgasen beteiligt. Durch sie entstehen jährlich rund 4mio t CO2-Äquivalenzgase.
6/7 aller Treibhausgasemissionen die bezüglich Mobilität entstanden sind, werden durch den PKW verursacht.
Durch Übernachtungen auf Privatreisen wurden im Bezugsjahr rund 4,4mio t an CO2-Äquivalenzgasen emittiert. Dies entspricht einem nicht zu unterschätzendem Anteil von 28 % an allen tourismusbedingten Emissionen.
In gewerblichen Beherbergungsbetrieben wurden im Jahr ´99 pro Gast und Übernachtung rund 10 kg Treibhausgase emittiert. Das entspricht durchschnittlich einem Endenergieverbrauch von ca. 26kWh.
Je nach Ausstattung und Auslastung des einzelnen Hotelbetriebes sind diese Angaben noch steigerbar.
In Bezug auf die Aktivitäten am Urlaubsort nehmen die Bereiche Gastronomie und Kultureinrichtungen einen besonders großen Stellenwert ein, so aber auch in Bezug auf die Emissionswerte.
Insgesamt 1,3mio t CO2-Äquvivalente-Gase wurden im Jahr ´99 während privaten Tourismusreisen verursacht. Das entspricht rund 8 % an den gesamten touristisch verursachten Treibhausgasen.
In einem speiseorientierten Gastronomiebetrieb wurden im Bezugsjahr ´99 durchschnittlich pro Gast rund 4,1 kg CO2-Äquivalente-Emissionen und bei getränkeorientierten Betrieben rund 1,7 kg emittiert.
Im Bereich „Kultur und Unterhaltung“ wurden rund 4,1mio t verzeichnet. Hierzu gehören Orte wie Museen, Theater und Zirkusse.

(vgl. Umwelt und Tourismus, 2002)
Auch bei der Reisevor- und Nachbereitung fallen Emissionen an, die aber mit Werten von unter 0,1mio t Treibhausgasen zu vernachlässigen sind. Beispiele sind hier Fotogeschäfte, Reinigungen und der Gleichen (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S.18ff).
7. Biodiversität/ Flächenverbrauch
7.1 Definition
„Biodiversität setzt sich aus der Vielfalt von Genen, Arten und Ökosystemen zusammen. Zentrales Element ist die Art, da Gene im Allgemeinen nicht isoliert in einzelnen Individuen vorkommen, sondern in artspezifischen Kombinationen. Von gleich hoher Bedeutung sind Ökosysteme, da sie die Grundlage für die Existenz der Arten darstellen. Ihre Zerstörung bedroht sehr häufig auch den Bestand der auf sie angewiesenen Arten. Umgekehrt gefährdet auch der Artenschwund die Existenz vieler Ökosysteme. Der Wert einer hohen Biodiversität für die Menschheit ergibt sich vor allem durch die Funktion als Stabilisator der Biosphäre…“ (BfN 1997a in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 23).
7.2 Biodiversität (Flora und Fauna)
Zu den in Deutschland besonders gefährdeten Ökosystemen gehören die Küstenbereiche der Nord- und Ostsee. Diese sind jedoch aufgrund ihrer Sandstrände auch für Touristen sehr interessant.
Zwischen den Jahren 1900 und 1990 wurden durch die European Union for Coastal Conservation ein Verlust von rund 12.000ha Sanddünen registriert. Dies bedeutet einen Schwund von insgesamt 15-20 %.
Auch viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten leben in den gefährdeten Gebieten des Meeres- und Küstenbereichs, so z. B. Brutvögel, Käfer und Gefäßpflanzen.
Im Küstenbereich der deutschen Ostsee sind insgesamt 56 Brutvögel-Arten gefährdet, wobei bei der Hälfte aller gefährdeten Arten der Tourismus als Mitverursacher gilt und bei 21 % als einziger Verursacher.
Ähnlich verhält es sich bei Käfern. Hier sind insgesamt 191 Arten gefährdet und bei 43 Arten ist der Tourismus hierfür mitverantwortlich und bei 6 % sogar alleine.

Nicht nur an der Küste, sondern auch in den deutschen Mittel- und Hochgebirgen treten immer mehr Schäden durch touristische Aktivitäten auf. Besonders der Umstand, dass viele entlegene Felsen zum Klettern erschlossen wurden, trägt zum Verlust verschiedener Vegetationstypen bei:
Felsen werden von einzelnen Pflanzen gerne als so genannte Inselbiotope genutzt und sind daher besonders anfällig für Störungen und Gefährdungen, da sie letzte Rückzugsgebiete von sowieso bereits seltenen Artendarstellen (Herter 2000 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 24ff).
Am Löchlesfels im Donautal führte man eine Vegetationsanalyse durch. Man verglich einen unbekletterten Felsabschnitt mit einem bereits seit 10 Jahren bekletterten Abschnitt, und fand massive Schädigungen der Vegetation vor. An Rissstruckturen des unbekletterten Abschnitts fand man bis zu 16 Pflanzen, während in vergleichbaren Rissstruckturen des bekletterten Abschnittes keine einzige zu zählen war.
Der Schlupffels in der Schwäbischen Alb wurde vor in Kraft treten eines Kletterverbotes analysiert. Man fand hier 34 Exemplare des seltenen Fränkischen Habichtskrauts an insgesamt 22 verschiedenen Standorten.
Zwei Jahre nach dem in Kraft treten des Kletterverbots fand eine erneute Vegetationsanalyse heraus, dass sich die Anzahl er Pflanzen auf 121 Exemplare verdreifacht hat und die Anzahl der Standorte auf insgesamt 48 mehr als verdoppelte.
Da der Tourismus besonders Flächen mit landschaftlichem Seltenheitswert erschließt, sollten diesbezüglich gewisse Einschränkungen erfolgen.
Von insgesamt 509 Biotoptypen in Deutschland gelten 16 % als vernichtet oder fast vollkommen vernichtet, sowie weitere 54 % als stark oder potentiell gefährdet.
7.3 Fläche
Der Tourismussektor in Deutschland nimmt auf unterschiedlichste Weise Flächen für sich in Anspruch. Hauptfaktoren sind hier allerdings die Flächeninanspruchnahme für die Beherbergung (Hotellerie, Parahotellerie), für die Infrastruktur, die Gastronomie aber auch für Erholungsflächen wie Freizeitbäder, Sportanlagen oder Erlebnisparks.
In der klassischen Hotellerie wurde im Jahr ´99 eine gesamte Bettenkapazität von rund 993.000 Betten gezählt. Hierzu kommen weitere 1.181.000 Betten aus der Parahotellerie und rund 200.000 Stellplätze auf deutschen Campingplätzen (StaBu 2001 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 27ff).
Dies entspricht einem Gesamtflächebedarf von 27.800ha und macht etwa 0,7 % der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche Deutschlands aus.
Natürlich verteilen sich diese Angaben nicht gleichmäßig auf Gesamtdeutschland, sondern konzentrieren sich auf touristisch interessante Gebiete, also auf landschaftlich reizvolle Areale mit wertvollen Biotopen.
Im Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ wird über die Hälfte der Häuser für die Beherbergung von Touristen genutzt. Innerhalb der Saison kann die Anzahl der Gäste das Hundertfache der einheimischen Bevölkerung erreichen (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002; S.28f).
An dieser Stelle stößt nun einerseits das Problem „der Natur gerecht werden“ auf andererseits das Problem „den Touristen / dem Tourismus gerecht werden“. Ich bin der Meinung, dass man besonders schützenswerte Gebiete vor allem in der Brut- und Aufzuchtzeit vor Touristenströmen schützen sollte und auch zu Gunsten der Natur der Tourismus einzuschränken ist.
8. Abfall
8.1 Mengen
Ein eher regionales Problem des Tourismus in Deutschland stellt das erhöhte Abfallaufkommen dar. Die Müllproduktion konzentriert sich in den touristisch erschlossenen Gebieten Deutschlands zur Haupt- und Nebensaison. Hier können bis zu 70 % des anfallenden Mülls durch Touristen verursacht worden sein.
Problematisch ist, dass saisonal auftretende Größen de Abfallaufkommens die einzelnen Regionen vor logistische Probleme stellt.
Besondere Gewichtung erhält vor allem die illegale Müllentsorgung und der bedenkenlose Wegwurf von Abfall in die freie Natur.
Im Jahr ´99 wurden in Beherbergungsbetrieben der klassischen Hotellerie ein tägliches Abfallaufkommen zwischen 1,1 und 2,5 Litern pro Tag und Übernachtungsgast ermittelt. Durchschnittlich wurde ein Wert von 1,3 Litern festgestellt (DWIF 99 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 31).
Diese Mengen sind ohne bereits ausgefilterte Verpackungsabfälle die dem Grünen Punkt zufallen zu verstehen.
Um eine Relation zu bekommen: In einem Privathaushalt fielen im Jahr ´99 zwischen 1,2 und 4 Litern Restmüll pro Person und Tag an (UBA 2001b in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 32).
In den untersuchten Hotelleriebetrieben sammelten 83 % Altpapier, 82 % Altglas, 50 % Speisereste und 47 % Verpackungen getrennt vom Hausmüll (DWIF 1999 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 33).
Aus den vorstehenden Zahlen ergeben sich für das Jahr ´99 rund 926mio Liter Abfall die in der Hotellerie produziert wurden. Am gesamten Deutschen Müllaufkommen macht das einen Anteil von 0,6 % aus.
Weiterer, durch den Tourismus verursachter Müll wird beim Besuch in Gaststätten produziert. Im Bezugsjahr `99 fielen pro Gast in einer speiseorientierten Gaststätte zwischen 1,3 und 1,9 Litern Restmüll an. So ergibt sich aus diesem Bereich ein gesamtes Abfallaufkommen von rund 305mio Litern bei 250mio Gaststättenbesuchern.
8.2 regionale Probleme
Die Müllmengen, die durch den Tourismus im Jahr `99 verursacht worden sind, betragen rund 1 % des gesamten deutschen Abfallaufkommens. Jedoch ist dieses eine Prozent vor allem konzentriert in den Tourismusgebieten Deutschlands zu finden.
Da der Tourismus dieses Problem jedoch vor allem saisonal schwankend verursacht, müssen die Gemeinden in den Hauptmonaten ihre Müllverbrennung und –logistik sowie die Wertstofftrennung und Erfassung überproportional ausweiten.
9. Wasser
9.1 regionale Probleme
Probleme den Wasserhaushalt betreffend, treten in Deutschland normalerweise nur in tourismusbedingt übervölkerten Gebieten auf. Hier können dann ökologische Probleme entstehen.
So zum Beispiel auf den Nordseeinsel, die ihr Trinkwasser aus eiszeitlichen Süßwasserlinsen im Untergrund beziehen. Für eine normale Einwohnerzahl reichen die Niederschläge, die die Entnahmen ausgleichen, jedoch ist das durch die erhöhten Touristenaufkommen nicht mehr möglich. Die gesteigerte Entnahme führt zum Fallen des Grundwasserspiegels. Möglich ist, dass Meereswasser in die (teil-) entleerten Linsen nachströmt und das verbleibende Süßwasser durch seinen Salzgehalt unbrauchbar macht (Wüstenfeld 2001 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 33).
9.2 Verbrauch
Im Jahr `97 wurde ein Wasserverbrauch der klassischen und der para- Hotellerie von 92 bis 180 Litern pro Übernachtungsgast und Tag registriert. Der durchschnittliche Verbrauch lag bei 138 Litern, während der Aufenthalt zu Hause pro Person und Tag zu einem durchschnittlichen Verbrauch von 130 Litern führt (BGW 2001 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 34).
Ein immer größerer Teil des Wassers wird für integrierte Wellnessbereiche mit Sauna und/ oder Swimmingpool benötigt.
Insgesamt werden jährlich durch Deutschlandtouristen während Hotelaufenthalten 70mrd Liter (70.000.000.000 Liter) Wasser benötigt. Dies entspricht einem Anteil von 1,8 % am gesamten deutschen Wasserverbrauch (BGW 2001 in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 34).
In speiseorientierten Gastronomiebetrieben liegt der Wasserverbrauch bei rd. 27 Litern, in getränkeorientierten Betrieben bei rd. 18 Litern.
Nimmt man diese Zahlen mit den 250mio Gaststättenbesuchen während privaten Übernachtungsreisen mal, so kommt man auf einen Wasserverbrauch von 6,3mrd Litern für das Bezugsjahr `99. Diese 6,3mrd. Liter machen 0,7 % des jährlichen Wasserverbrauchs in Deutschland aus (BGW 2001 „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 34).
9.3 Gewässerbelastung
Die Gewässerbelastung der Nord- und Ostsee, sowie der Binnengewässer durch den Tourismus, kann im Vergleich zu anderen Störfaktoren vernachlässigt werden. Andere Bereiche wie die Landwirtschaft, die Industrie und vor allem der Schiffverkehr tragen in besonders großem Maße zur Verseuchung und Belastung der Gewässer bei.
Probleme kommen allerdings gelegentlich lokal durch den Tourismus bedingt vor. So zum Beispiel wenn die örtlichen Kläranlagen nicht für die anfallenden Wassermengen gebaut worden sind oder wenn weiter abgelegene Beherbergungsbetriebe nicht an die örtliche Entsorgung angebunden sind.
Im Umkehrschluss soll allerdings angemerkt sein, dass die, durch die Industrie und durch Privatpersonen verursachte Gewässerverschmutzung, besonders die, der Nord- und Ostsee ebenfalls negative Auswirkungen auf den Tourismus haben kann. So werden im Jahr `99 7 % der geprüften Badestellen (insgesamt 414) befunden, unter der EG- Badegewässerrichtlinie zu liegen (EK 2000a, UBA 2001b in „Umwelt und Tourismus“, 2002; S. 35).
10. Beispiele für umweltgerechten Tourismus
10.1 Biosphärenreservat Rhön
Im Jahr 1998 haben die Gemeinden des Biosphärenresrvates Rhön ein Modellprojekt ins Leben gerufen, indem es darum geht, einen umweltgerechten, sozial verantwortbaren und wirtschaftlich ergiebigen Tourismus zu fördern. Im Jahr 91 wurde dieses Biosphärenreservat ausgewiesen mit dem Ziel die Natur, aber auch die anhängende Land- und Forstwirtschaft zu erhalten.
Geprägt wurde hier das Motto „aus der Region in die Region“. Es steht dafür, dass landwirtschaftliche Produkte und handwerkliche Dienstleistungen aus der Umgebung angeboten werden. Ziel ist es die Einstellung der Besucher zur Umwelt und zur Region dauerhaft zu positivieren und die Besucherströme zu lenken (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002 S. 152).
10.2 Projekt Müritz Nationalpark-Ticket
Seit 1997 besteht die Einrichtung des Müritz Nationalpark-Tickets. Ins Leben gerufen wurde es durch den Zweckverband der Anliegergemeinden des Nationalparks Müritz. Hierdurch wird es den Besuchern des Nationalparks ermöglicht mit einem einzigen Ticket Bus, Bahn, Schiff, Fahrrad als auch Kanu zu benutzen.
Ziel ist es den Energieverbrauch einzuschränken und den Treibhauseffekt zu mindern (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002 S. 153)
10.3 Bundeswettbewerb „Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte“
Im Jahr 1996 schrieb der Deutsche Tourismusverband (DTV) mit Sitz in Bonn einen Wettbewerb mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums und des Bundeswirtschaftsministeriums aus. In diesem Wettbewerb werden umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte gesucht und ausgezeichnet.
Durch dieses Projekt konnte das Bewusstsein für den Innlandtourismus erweitert werden und die Öffentlichkeit für die Umwelt sensibilisiert werden (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002 S. 157).
10.4 Projekt: forum anders-reisen e. V.
Seit dem Jahre 1998 besteht dieser Verband, indem sich insbesondere kleinere Reiseveranstalter zusammengeschlossen haben, die den nachhaltigen Tourismus in Deutschland fördern möchten.
Außerdem fördert der Verbund Reisen, bei denen Umwelt- und soziale Aspekte bei Planung und Durchführung berücksichtigt werden.
Sie schließen aber auch Flüge aus ihrem Angebot aus, die weniger als 700km entfernt sind, außerdem bei mehr als 2000km Entfernung mindestens einen Aufenthalt von wenigstens 14 Tagen nach sich ziehen. Ziel ist es insbesondere, den Energieverbrauch zu minimieren und die Welt somit vom Treibhauseffekt zu entfernen (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002 S. 160).
10.5 Naturpark Frankenwald
Im Jahr 2000 startete im Naturpark Frankenwald ein Projekt, das es möglich machen sollte, ein Tourismusleitbild zu schaffen, um so den Naturpark zu schützen, regenerative Energien zu fördern und den Tourismus sozial verantwortbar, naturverträglich und darüber hinaus auch wirtschaftlich ergiebig zu gestalten (vgl. Umwelt und Tourismus, 2002 S. 164) .
10.6 Viabono – Reisen natürlich genießen
Zur Stärkung des umweltfreundlichen Tourismus in Deutschland hat das Bundesumweltministerium eine Umweltdachmarke mit dem Namen "Viabono – Reisen natürlich genießen" entworfen. Sie wird gemeinsam mit Tourismus-, Umwelt-, Wirtschafts- und Kommunalverbänden entwickelt und soll für umweltfreundlichen Tourismus werben. Unternehmen, Kommunen und Naturparks, die sich für Umwelt- und Verbraucherschutz einsetzen, sollen mit diesem Prädikat ausgezeichnet werden und ihnen somit Wettbewerbsvorteile verschaffen. Außerdem soll dieses Prädikat den Reisenden die Suche nach umweltgerechten und sozialem Tourismus erleichtern (vgl. http://enius.de/presse/713.html am 10. Nov. 04).
C Ausblick
Betrachtet man sich die vorstehenden Ergebnisse noch einmal im Resümé, so erkennt man, dass der Deutschland-Tourismus in einem nicht zu unterschätzenden Teil zur Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt beiträgt.
Insbesondere die lokale Zerstörung einzelner gefährdeter Biotope ist in besonderer Tragweite betroffen.
Man muss sich die Frage stellen, in wie weit sich die Bereiche Tourismus und Naturschutz vertragen und wo und wie Kompromisse zu schließen sind.
Ich bin zu der Anschauung gekommen, dann man Touristen für die Belange der Umwelt, insbesondere der lokalen sensibilisieren muss. Nur wenn Ursachen und Konsequenzen bekannt sind kann der Tourist sich hierauf einstellen.
Des Weiteren ist eine freiwillige Selbstverpflichtung der Reiseveranstalter von Nöten, da auf Wegen des Gesetzes hier im Moment keine Verpflichtung in solcher Form besteht.
Die Lenkung des Tourismusstroms in naturverträglichen Bahnen an den kritischen Stellen vorbei und nicht mitten hindurch erleichtert es den Touristen sich Umwelt-neutral zu verhalten.
Ich bin der Meinung, dass im Zweifelsfall, insbesondere gefährdete Gebiete für den Tourismus gesperrt werden müssen, denn Natur geht vor Attraktion und Wirtschaft.