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Die Politik des Marquis Posa in Schillers "Don Carlos"

Die Politik des Marquis Posa in Friedrich Schillers „Don Karlos“

 

Gliederung

 

  1. Einleitung – Schiller und die Illuminate

 

2.     Posas politisches Verständnis                                                        

 

2.1  geheimer Herrschaftswille Posas                                            

 

2.2  Posas menschliche Beziehungen                                                         

 

 

2.2.1 Beziehung zu Don Carlos

                  2.2.1.1 Freundschaftsgedanke                                    

                  2.2.1.2 Rangunterschiede                                                       

                  2.2.1.3 Manipulation zu persönlichen Zwecken                       

2.2.2 Beziehung zu König Phillip

      2.2.2.1 Verzicht auf persönliche Ehre vor dem König  

      2.2.2.2 Manipulationsversuche am König                               

2.2.3 Beziehung zur Königin und ihre Rolle in Posas Manipulationen

           

2.3 Posas Mittelwahl                                                                      

           

2.4 Menschheitsgedanke Posas und Gedankenfreiheit               

           

2.5 Staatsbegriff Posas                                                                   

           

2.6 Selbstopferung Posas                                                               

 

 

       3. Fazit                                                                         

 

Literaturverzeichnis                                                                           

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Einleitung -  Schiller und die Illuminate

 

Begegnungen mit den Illuminaten in Mannheim, Speyer und Heidelberg führten bei Schiller zu einem ausgeprägten Interesse und Verständnis an der und für die Organisation der Illuminate.

Marquis Posa teilt mit diesen  Illuminaten seine Psychologie der Aufklärung. Ebenso wie die Philosophie Adam Weishaupts ist es die des jungen Schillers die an Vernunft und Tugend des Menschen appellieren.

So wie Posa, aus dem unser Schiller spricht, so ist auch Adam Weishaupt davon überzeugt „dass ieder Mann von Einsicht und Herz fähig wäre, wenn er anders  die Sache gehörig angriffe, die Welt umzustimmen  und höhere Sittlichkeit zu verbreiten.“[1]

Nicht nur die Überzeugung teilen die beiden Parteien, Schiller und Posa,  sondern leider auch ihr Scheitern  am naiven Optimismus.

Ebenso wie Marquis Posa die Arbeit im Dienste eines Herrschers ablehnt („Ich kann nicht Fürstendiener sein“ [2]), so versuchte auch Schiller sich dem Staatsdienst an seinem Fürsten zu entziehen :„Ich schreibe als Weltbürger, der keinem Fürsten dient.“[3]. Diese Auffassung gilt als eine der urtypischsten in Bezug auf den Sittenkreis der Illuminaten. So das Beispiel des Ferdinand von Meggenhofens, der als Superior der Minervalkirche  in Burghausen als Musterilluminat gilt und sich im Laufe seiner Karriere zum Märtyrer durch Auswanderung zum Zwecke des Entzuges vor der Inquisition mausert.

Am trefflichsten ist wohl Schillers eigene Aussage im X. Brief über Don Karlos: „Ich bin weder Illuminat noch Maurer, aber wenn beide Verbrüderungen einen moralischen Zweck miteinander gemein haben,  und wenn dieser Zweck für die menschliche  Gesellschaft der wichtigste ist,  so muß er mit demjenigen, den Marquis Posa sich vorsetzte, wenigstens sehr nahe verwandt sein.“[4] So schafft es Schiller mit ein und demselben Atemzug seine Mitgliedschaft in diesem Bunde zu dementieren und gleichzeitig seine innere Verbundenheit und die des Posas zu bestätigen.

Ein weiteres und nicht gerade unerhebliches Indiz für Schillers Begeisterung bezüglich der Illuminate möchte ich an dieser Stelle noch kurz erwähnen. Der Entstehungszeitraum des Don Karlos fällt in  die Lehr- und Wanderjahre des jungen Schillers, nämlich in die Zeit  von 1782 bis 1788. Parallel  hierzu zeichnet sich die Aufstiegs- und Zerfallsgeschichte des Illuminatenordens ab.[5]

Die Gründung des Illuminatenordens fand im Jahre 1776 unter der Leitung von Adam Weishaupt statt. Diesem Geheimbund gehörten bis zu 1200 Mitglieder an, unter die auch Schillers Lehrer Jakob Friedrich Abel fällt.[6]

Insgesamt ist zu sagen, dass die Illuminaten unter der Führung von Adam Weishaupt von der Machtergreifung und der Missionierung der ganzen Welt träumten.[7] Wie auch Marquis Posa liegt ihnen ein absolutistischer Staatsbegriff fern. Sie stehen ein für Gedanken- und Redefreiheit. Auf diese Begrifflichkeiten werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer eingehen.

Vor diesem Hintergrund der Verstrickungen zwischen Schiller und den Illuminaten möchte ich nun auf die Politik des Marquis Posa in Schillers „Don Karlos“ eingehen.

 

2.) Posas politisches Verständnis

2.1 geheimer Herrschaftswille Posas

 

Marquis Posa hat im Laufe seines Kampfes um  Freiheit und Menschenrechte diesen Kampf und diese Begrifflichkeiten so stark in sich verinnerlicht, dass sie inzwischen mit ihm eins geworden sind. Wenn er also für Gedankenfreiheit, für Tugend und  für Loslösung vom Absolutismus kämpft so tut er es nicht nur, wie er es sich auf die Fahnen schreibt,  für die ganze Menschheit, sondern auch insbesondere für sich selbst. Nun ist es aber einmal menschlich und psychologisch erklärbar sich mit dem zu identifizieren, für das man kämpft. Mit der Zeit und dem Engagement verwischen die Grenzen zwischen eigener Überzeugung und eigenem Selbst.

So fordert Marquis Posa auch gegenüber demjenigen Herrscher den er auserkoren hat seine Ideale in die Realität umzusetzen die Übertragung auf die ganze Welt.

Posa glaubt im Gespräch mit König Phillip diesen für seine Träume gewinnen zu können. Er verlangt von ihm Ideale Wirklichkeit im eigenen Staat werden zu lassen und anschließend auf den Rest der Welt zu übertragen:

 

„Wenn nur der Mensch, sich selbst zurückgegeben,

zu seines Werths Gefühl erwacht- der Freiheit

erhabne,  stolze Tugenden gedeihen-

wenn in dem Herzen wieder sich empört

die Römerwallung, Nationenstolz,

das Vaterland in jedem  Bürger prangt

dem Vaterlande jeder Bürger stirbt-

dann, Sire, wenn Sie zum glücklichsten der Welt

Ihr eignes Königreich gemacht- dann reift

Ihr großer Plan- dann müssen Sie- dann

ist es ihre Pflicht, die Welt zu unterwerfen.[8]

 

In diesem Falle nimmt der Marquis sogar die monarchische Herrschaftsform in Kauf. Er verzichtet auf den einen Freiheitsdrang zu Gunsten der Missionierung der gesamten Welt.[9]

Dieser Herrschaftswille ist es, der die Ursache der Verstrickungen zwischen ihm und dem Königssohn sowie dem König selbst ist. [10]

 

 

 

 

 

 

 

2.2 Posas menschliche Beziehungen

2.2.1 Beziehung zu Don Karlos

2.2.1.1 Freundschaftsgedanke

 

Posa kehrt nach einigen Jahren als Malteserritter voller politischer Ideale zu seinem  Kinder- und Jugendfreund zurück, den er mit ähnlichen Idealen und Feuer im Leib zurückgelassen hatte.[11] Posas Besuch hat jedoch keine privaten Gründe. Er hofft diesen Freund, den spanischen Infanten Don Karlos für seine Pläne zur Befreiung Flanderns gewinnen zu können. Er kehrt heim zum Prinzen und nicht dem Freund und tritt vor ihn als Abgeordneter der ganzen Menschheit.

Umso enttäuschter ist Marquis Posa als er ein durch unerfüllte Liebe verwirrtes Wrack als seinen einst enthusiastischen Freund erkennen muss.

Leider erfahren wir nichts über die Entwicklung des Kinderheitsfreundes des spanischen Infanten zu eben diesem Abgeordneten der ganzen Menschheit.[12]

Don Karlos ist über die Ankunft seines Freundes Roderich sehr beglückt, er sieht ihn als einzigen Vertrauten am Hofe seines Vaters. Entsprechend dieser Freude begrüßt Don Karlos den Marquis. Dieser tritt Karlos jedoch von Anfang an beherrscht und abwehrend entgegen. Da er zu ihm nicht als Freund sondern als Abgeordneter der ganzen Menschheit tritt.[13]

Karlos wertet die Ideale des Freundes jedoch als längst vergangene Jugendträume ab und versinkt erneut in Selbstmitleid.

Kindergeschichten lassen ihn sich erinnern an frühere Kinderfreundschaft. Bereits im Spiel zeigte sich der junge Posa reifer als Karlos entwickelt. Posas Empfinden für Freiheit und Menschenrechte waren bereits stärker ausgeprägt als bei Karlos. Karlos hingegen war die Freundschaft oder genauer gesagt der Freund wichtiger als diese Ideale. So zögert Don Karlos nicht für den Freund herzuhalten als dieser durch seinen Vater bedroht wird.

Immer wieder wird im Werk das Motiv der Freundschaft thematisiert. Die Szenen zwischen Karlos und Posa wurden großteilig konstruiert, als Schillers Freundschaft zu Körner  und  Huber begann, daher gewinnt die Freundschaft  eine größere Bedeutung als ursprünglich von Schiller geplant.[14]

Heute ist es jedoch so, dass Posa die Freundschaft mit Karlos seinen Plänen keinen Vorrang mehr einräumt. Für Posa, der sich als Messias der gesamten Menschheit versteht ist die Freundschaft zu einem Einzelnen nur symbolisch für die Gesamtheit: „In meines Karlos Seele/ Schuf ich ein Paradies für Millionen[15]  Die Liebe für die Menschheit  hat für Posa einen weitaus höheren Rang als die Liebe für den Einzelnen, die im Falle des Karlos nur stellvertretend für die Gesamtmenschheit steht. Nicht nur dass Posa versucht die Freundschaft mit Don Karlos für seine Machtpläne zu missbrauchen, er verheimlicht sogar die Freundschaft mit ihm vor dem König um sich so alle Wege offen zu halten.

Des Marquis  schlimmste Sünde an dieser Freundschaft ist der Versuch seine Leidenschaft für die Königin in Leidenschaft für seine Ideale umzukehren und seine Liebe so zu lenken. Posa geht außerdem so weit, dass er den Infanten wie einen Unmündigen behandelt und ihn in Schutzhaft nimmt um ihn vor sich selbst zu schützen.[16] Mehr hierzu jedoch unter Punkt 2.2.1.3

Meiner Meinung nach handelt Marquis Posa jedoch immer unter dem Glauben alle Fäden in der Hand zu halten. Aus diesem Grund ist er sich nie darüber bewusst das Leben verschiedener Menschen aufs Spiel zu setzen. Er handelt immer mit der vollen Überzeugung, dass er in jedem Machtspiel immer noch eine Fluchtmöglichkeit für sich und die Freunde bereit hat, auch wenn die allgemeine Forschung hier vielleicht nicht mit mir übereinstimmt.

All dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass er seinen vermeintlich besten und vielleicht auch einzigen Freund ohne dessen Wissen zu seinen Zwecken missbraucht. 

Posa scheitert daran, dass er den einzelnen Menschen bei seinem  Weitblick für das große Ganze aus den Augen verloren hat. Man könnte sagen er sieht vor lauter Wald keinen Baum mehr.

 

2.2.1.2 Rangunterschiede

 

Für Marquis Posa scheinen Rangunterschiede zunächst als unüberbrückbarer Graben, der einen Gewissen Abstand zum Infanten von ihm fordert. Offensichtlich wird dies als Don Karlos ihm bei einem erneuten Treffen das Du anbietet.

Karlos jedoch gepackt von der Leidenschaft für diesen einzelnen Menschen appelliert an dessen Herz und Seele. Diese sollen beide über alle Schranken der Etikette miteinander verbinden.

Ich denke dass Don Karlos dem Marquis insbesondere zu dem Zweck das „DU“ angeboten hat, um mit ihm noch ein tieferes Bündnis der Freundschaft einzugehen. Außerdem hat er wahrscheinlich mit den hierauf folgenden Treueschwüren des Marquis gerechnet und erhofft sich hierdurch eine gewisse emotionale Verpflichtung des Marquis ihm gegenüber, die der Mann der seine Worte hält nicht einreißen lassen soll. Don Karlos handelt hier aus dem Gefühl heraus zuvor alleine gelassen worden zu sein, was zwar durchaus menschlich aber  mir in gewissen Grundzügen auch kindlich erscheint.

 

„Hier umarmen,

Hier küssen sich vor deinem Angesicht

Zween Jünglinge, voll schwärmerischen Muts,

Nennt man sie sonst Monarch und Untertan,

Doch droben sagt man Brüder.“[17]

 

Diese neu geknüpfte Bruderschaft soll beide auf ewig miteinander verbinden und insbesondere Karlos vor dem erneuten alleine gelassen werden bewahren.

 

 

 

 

 

2.2.1.3 Manipulationen zu persönlichen Zwecken

 

Wie bereits unter Punkt 2.2.1.1 angerissen ziehen sich die Manipulationen des Marquis Posa durch das gesamte Drama. Immer wieder treffen wir dabei insbesondere auf Manipulationsversuche an seinem Jugendfreund Don Karlos. Um eine gewisse Übersicht erhalten zu können möchte ich hierbei chronologisch vorgehen.

Der erste Manipulationsversuch Roderichs an Karlos wird direkt bei dessen Ankunft ersichtlich. Posa kehrt alleine aus dem Grund zum spanischen Hofe zurück um den Rang und die vermeintliche  politische Leidenschaft Don Karlos für  seine Zwecke zu gebrauchen.

Posa erinnert sich bei Verlassen des Hofes einen leidenschaftlichen Jüngling zurückgelassen zu haben, der bereit war für seine Ziele, die der Befreiung der Menschheit von der Unterjochung zu kämpfen.

Was der Marquis bei seiner Ankunft jedoch vorfindet erinnert nicht mehr im Geringsten an den Jüngling von damals. Er findet Don Karlos in Selbstmitleid zerflossen und gebrochen durch eine unerfüllte Liebe zu seiner Stiefmutter und früheren Verlobten. Das entspricht in keinster Weise den Erwartungen Roderichs.

 

„So war es nicht, wie ich Don Phillips Sohn

Erwartete. Ein unnatürlich rot

Entzündet sich auf Ihren blassen Wangen,

Und Ihre Lippen zittern fieberhaft.

Was muss ich glauben, teurer Prinz? - Das ist

Der löwenkühne Jüngling nicht, zu dem

Ein unterdrücktes Heldenvolk mich sendet –

Denn jetzt steh ich als Roderich nicht hier,

Nicht als des Knaben Carlos Spielgeselle-

Ein abgeordneter der ganzen Menschheit

Umarm ich Sie – es sind die flandrischen

Provinzen, die an Ihrem Halse weinen,

Und feierlich um Rettung Sie bestürmen.

Getan ist’s um Ihr teures Land, wenn Alba

Des Fanatismus rauer Henkersknecht,

Vor Brüssel rückt mit spanischen Gesetzen.

Auf Kaiser Karls würd’gem Enkel ruht

Die letzte Hoffnung dieser edeln Lande.

Sie stürzt dahin, wenn sein erhabnes Herz

Vergessen hat für Menschlichkeit zu schlagen.[18]

 

In diesem Zustand kann der Marquis Don Karlos nicht für seine Pläne, die Befreiung Flanderns und der ganzen Welt, gebrauchen.  Der Versuch erneut Feuer für politischen Eifer in seiner Brust zu entflammen schlägt fehl und wird von dem Infanten als kindische Träume abgetan.

Karlos Liebe für die Königin als Menschen muss umgewandelt werden in Menschheitsliebe.[19] Der Marquis erkennt schnell, dass sein einziger Zugang zu Karlos´ Leidenschaft über die Königin geht.[20] Aus diesem Grunde erklärt sich Roderich bereit Karlos ein Treffen mit seiner Stiefmutter der Königin zu ermöglichen.

Mit Hilfe der Königin (näheres hierzu unter Punkt 2.2.2.2) hofft der Marquis Karlos Leidenschaft für seine Liebe umzulenken und ihn so erneut für den Kampf gegen Knechtung der flandrischen Provinzen zu gewinnen. Er hofft ihn so aus seinem für ihn unbrauchbaren Zustand heraus zu bekommen, sein Feuer  für Heldentaten erneut zu entzünden und ihn als Verbündeten an seiner Seite stehen zu haben.

Zunächst geht der Plan des Marquis auch auf. Don Karlos scheint nach der Unterredung mit der Königin wieder in alter Leidenschaft entflammt und bereit sich mit seinen Taten dem Volk und insbesondere den flämischen Provinzen zu widmen. In dieser Verfassung ist Don Karlos wieder zugänglich für des Marquis Absichten und für dessen Zwecke wieder wertvoll.

 

„Jetzt endlich hör ich meinen Karlos wieder!

Jetzt sind Sie wieder ganz Sie selbst.“[21]

 

Der Infant  ist sofort gewillt  sich eine Audienz bei seinem Vater dem König zu nehmen um dort für die Erlaubnis zu bitten an Stelle von Alba nach Flandern zu gehen. Dort möchte er die Pläne des Marquis die in diesem Moment auch zu seinen Plänen geworden sind, in die Tat umsetzen. Ziel ist die Befreiung des Volkes von der Unterdrückung durch seinen eigenen Vater, den König Phillip.

Phillip jedoch lehnt den Wunsch seines Sohnes ab und empfindet es als kindliche Herrschbegierde seines Sohnes.

Dies allein ist schon Anlass genug für Don Karlos erneut von seinen Vorsätzen abgebracht zu werden.

 

„Mein Geschäft ist aus.“[22]

 

Posa erkennt, dass  er erneut seinen Freund als Verbündeten verloren hat und dieser sich wiederum allein seiner unerfüllten Liebe zur Königin widmet.[23]

 

„O ich fühle,

Wovon ich mich entwöhnen muss. Ja, einst

Einst war’s ganz anders. Da warst du so reich,

So warm, so reich! Ein ganzer Weltkreis hatte

In deinem weiten Busen Raum. Das alles

Ist nun dahin, von Leidenschaft

Von einem kleinen Eigennutz verschlungen.

Dein Herz ist ausgestorben. Keine Träne,

Dem ungeheuren Schicksal der Provinzen

Nicht einmal eine Träne mehr. – O Karl

Wie arm bist du, wie bettelarm geworden,

Seitdem du niemand liebst als dich!“[24]

 

Eine weitere Manipulation an und durch Don Karlos begeht der Marquis als er sich von ihm seine Aktentasche mit Korrespondenzen zwischen ihm und der Königin verlangt. Hier verfolgt der Marquis zwar einen bestimmten Plan, der des Königs Vermutungen- eine Liebesbeziehung Karlos mit seiner Frau, zerschlagen soll, jedoch ohne Don Karlos einzuweihen.

Roderich geht gar so weit, einen Haftbefehl für seinen Freund beim König zu erwirkten. Dieser soll ihm nutzen um den Infanten in Schutzhaft zu nehmen, um ihn vor sich selbst und seiner Liebe zur Königin zu schützen.[25]

Die letzte Manipulation von Roderich an dem spanischen Infanten ergeht kurz vor seinem eigenen Tod. Der Marquis weiß um den tragischen Moment und wie sehr der sentimentale Karlos sich von seinem im Sterben liegenden Freund beeinflussen lässt.

Der Marquis erklärt Don Karlos sein Vorhaben und drängt ihn seine Pläne weiterzuführen.

 

„Rette dich für Flandern!

Das Königreich ist dein Beruf. Für dich

Zu sterben war der meinige.“[26]

 

Diesem Wunsch geht Karlos, zumindest im Versuch nach und gibt dem inzwischen toten Freund gegenüber ein Bekenntnis ab. Der Zeitpunkt dieses Bekenntnisses wurde von dem Infanten jedoch falsch gewählt, denn der König und der Inquisitor sind in unmittelbarer Nähe. Auf Grund Don Karlos´ Aussage sieht sich der König gezwungen seinen Sohn der Inquisition zu übergeben. Dies ist das Todesurteil des Prinzen.

 

 

2.2.2 Beziehung zu König Phillip

2.2.2.1 Verzicht auf persönliche Ehre vor dem König

 

Als König Phillip in den Staatsakten blättert stößt er auf den Namen des Marquis Posa. Unter diesem sind ruhmvolle Taten verzeichnet, jedoch kennt der König den Mann nicht persönlich. Der Marquis hatte bisher immer darauf verzichtet zum Hofe zurückzukehren und sich Dankbarkeitsbezeugungen des Königs anzuhören. Der Marquis, der den König auf Grund seiner politischen Überzeugung ohnehin nicht besonders achtet, sah hierin nie einen Sinn. Er kämpft schließlich für seine persönlichen Überzeugungen und nicht für die Ehre des Königs.

Diese Überzeugungen des Marquis sind dem König nicht bekannt. Daher lädt er den „zufällig“ am Hofe Anwesenden zu einer Audienz. Der König hat den Hintergedanken hier eine neutrale Person anzutreffen, die er als Außenstehenden zu seinen privaten Angelegenheiten befragen kann.

 

Bei Gott! Im ganzen Umkreis meiner Staaten

Der einzige Mensch der meiner nicht bedarf!“

 

Posa hat sich tatsächlich durch Fernbleiben vom Hofe einen hohen Grad an Unabhängigkeit bewahrt. Diese Unabhängigkeit vom König ist es, die ihm nun ermöglicht direkt auf den König Einfluss zu nehmen.

Dadurch, dass Posa dem König das übliche Ehrprinzip verweigert,  gibt er sich für den geübten Blick bereits hier  als „neuen Menschen eines neuen Staatsprinzips zu erkennen“.[27]

 

 

2.2.2.2 Manipulationsversuche am König

 

Durch die bereits im vorherigen Punkt genannten Umstände, erhält Marquis Posa die Möglichkeit einer persönlichen Audienz bei König Phillip. Inzwischen steht es so, dass des Marquis ursprünglicher Plan, nämlich den Königssohn für seine Pläne zu begeistern, fehlgeschlagen ist.

Posa erkennt in diesen Umständen seine Chance und versucht seine Anliegen dem König selbst darzulegen und ihn hierdurch von seinen Ideen zu überzeugen. Er sieht die Möglichkeit „eine Feuerflocke Wahrheit nur/ In des Despoten Seele[28] zu entzünden. Posa erzählt von den Schreckensbildern die er auf seinen Reisen sehen musste. „Der Monarch muss zum Menschen konvertieren“.[29]

 

„Ein gutes Volk – und Vater dieses Volkes!

Das, dacht ich, das muss göttlich sein! – Da stieß

Ich auf verbrannte menschliche Gebeine“[30]

 

Phillip scheint hiervon betroffen und ist nicht fähig den Blick des Marquis zu erwidern. Hier sieht Posa seine Chance dem König einen Wechsel seiner Politik anzutragen, der Marquis versucht mit Hilfe des Königs „mit einem Schlag  die beiden Regierungsprinzipien auszutauschen“, er versucht „eine Revolution von oben“[31].

 

„Ein Federzug von dieser Hand, und neu

Erschaffen wird die Erde“[32]

„- Sanftere

Jahrhunderte verdrängen Phillips  Zeiten;

Die bringen mildre Weisheit; Bürgerglück“[33]

 

Der König jedoch sieht dies nicht ein und argumentiert:

 

„Hier blühn

Des Bürgers Glück in nie bewölktem Frieden;

Und diese Ruhe gönn ich den Flamändern.“[34]

 

Der Marquis gibt hierzu noch einen kurzen Kommentar und erkennt dass nun kein Weiterkommen ist. Er versucht das Gespräch umzulenken.

Posa versucht dem König darzulegen wie schön es sein könnte in Milde zu handeln und hierdurch ein Volk für sich zu gewinnen dass ihn liebt und nicht vor ihm erzittert[35].

Insbesondere der Aspekt des geliebt Werdens soll den König ansprechen, der sich derzeit alleingelassen und vereinsamt fühlt.

Posa hat die Möglichkeit sehr persönlich und ungezwungen mit dem König zu reden. Das geschieht alleine auf Grund der Tatsache, dass es den König drängt einen Verbündeten in der ihm feindlichen Welt zu finden. Er glaubt in Posa einen solchen haben  zu können.

Natürlich erkennt Posa die Lage des Königs und wird zum Schein sein Freund und Helfer.

Angebote des Königs sich ein Amt an seinem Hofe auszuwählen lehnt Posa jedoch mehrmals ab. „Ich kann nicht Fürstendiener sein!“[36]

Der Gedanke der dahinter steht, ist sich nicht in ein bestimmtes System eingliedern zu lassen  und somit seine Unabhängigkeit zu verlieren. Posa möchte selbst bestimmen was und wie er etwas tut. Als Untergebener des Königs, egal in welcher Position wäre er  immer noch Untergebener.

 

„Ich aber soll zum Meißel mich erniedern,

Wo ich der Künstler könnte sein?“[37]

 

Diesen königlichen Wunsch, das Recht auf Selbstbesitz und Gedankenfreiheit fordert Posa im ersten Atemzug für sich selbst und im zweiten bereits für das gesamte Volk: „Geben Sie/ Gedankenfreiheit!“[38]

Im Anschluss erfolgt eine Diskussion  mit Argumenten Posas und Gegenargumenten des Königs über Sinn und Unsinn persönlicher Freiheit und deren Wirkung auf das Volk. Obwohl der König es eigentlich auf Grund seiner Position nicht nötig hätte sich vor Posa zu rechtfertigen tut er es.

„Ich will den Jüngling, der sich übereilte,

 Als Greis und nicht als König widerlegen.

 Ich will es, weil ichs will.“[39]

 

 Der König kann sich in diesem Falle nicht der beeinflussenden Wirkung des Marquis entziehen. Seine Argumente beziehen sich stark auf die Person des Marquis, denn wenn alle Menschen so wären wie der Marquis, sei es möglich ihnen Selbstbestimmung zu gestehen. Hierauf argumentiert Posa:

„In Ihrem Flandern

 Sind tausend Bessere als ich.“[40]

Doch der König argumentiert mit einem anderen, negativen Menschenbild das er sich im Laufe seines Lebens erwarb. Posa erkennt dass hier kein Weiterkommen ist. Der König erklärt ihn kurzerhand zu seinem Freund und bricht die Audienz ab.

Meiner Meinung nach war diese Audienz stark geprägt von einem eher lockeren Umgangston den sich der Marquis nur auf Grund seines charismatischen Auftretens und seiner geschickten Argumentation, eingehüllt in rhetorisches Können erlauben konnte.

Posa wird zwar durch den König zu dessen Freund erklärt um dem König als Vertrauter zu helfen, handelt aber immer noch so wie er es für seine politischen Zwecke gebrauchen kann.

In einem weiteren Gespräch, wie schon unter Punkt 2.2.1.3  angedeutet, nutzt der Marquis die  von Karlos überreichten Briefe für seine Zwecke.

Hier treibt der Marquis doppeltes Spiel. Um den Freund Karlos, deren Freundschaft über viele Jahre gewachsen ist, von den Verdächtigungen des König,  er unterhalte eine Liebesbeziehung zu seiner Gemahlin, frei zu bekommen, händigt der Marquis dem König selektiv Korrespondenzbriefe aus. Diese Briefe sind Briefe zwischen Karlos und der Königin und sollen dem König die Harmlosigkeit der Beziehung klar machen.

Doch nicht nur dies verfolgt Posa mit der Übergabe der Briefe, er möchte auch in der Gunst des Königs steigen, bzw. dessen Vertrauen zu ihm stärken um ihn noch manipulierbarer zu machen.

Diese Manipulierbarkeit ist es, die es möglich macht, dass sich Posa einen Haftbefehl für den Königssohn bei Phillip verlangen kann, ohne dass dieser auf eine Begründung besteht.

Gerades der durch den König ausgestellte Haftbefehl soll es in Posas Plan später sein, der Don Karlos vor dem Tode durch Phillip und der Inquisition retten soll.

Weiterhin versucht Posa als er keinen anderen Ausweg mehr sieht, schließlich die Verdächtigungen des Königs auf sich zu lenken, um den Königssohn zu retten.

Meiner Meinung nach hat Posa jedoch bis zu letzt gehofft, dass er sich auch hier durch seine geschickte Argumentation und Vertrautheitsbeziehung zum König aus der Affäre ziehen kann und doch mit dem Leben davon kommt. Posa war es der Art gewöhnt den Menschen seinen Willen zu übertragen, dass er dies auch von der Person des Königs dachte.

Der König dieser Zeit macht es jedoch Posa in diesem Falle nicht möglich und lässt ihn letztendlich erschießen. Obwohl Posa sich im Laufe des Dramas zum Staatsfeind Nummer 1 entwickelt, fällt es dem König schwer, den Menschen dem er vertraute hinrichten zu lassen.

 

„Er dachte klein von mir und starb. Ich muss

Ihn wiederhaben. Er muss anders von

Mir denken.

So wird

Um nichts vergänglicheres geweint – Dass er noch lebte!

Ich gäb ein Indien dafür.“[41]

 

 

3.2.3 Beziehung zur Königin und ihre Rolle in Posas Manipulationen

 

Königin Elisabeth, die Gemahlin König Phillips trägt eine zentrale Rolle in Posas Kalkulationen. Als der Marquis versucht die Leidenschaften Karlos´ für die Königin in politische Leidenschaften umzuwandeln tritt der Marquis an die Königin heran.

Sie weiß ebenfalls um die Liebe des Infanten, weiß aber auch um die Fesseln die ihr als Königin auferlegt sind und dass solch eine Liebe keine Zukunft haben kann.

Sie wird von dem Marquis gebeten ihm bei der Umlenkung Karlos´ Triebe behilflich zu sein. Bei einem Treffen mit dem Königssohn tut sie wie ihr geheißen:

 

„Elisabeth

War Ihre erste Liebe. Ihre zweite

Sei Spanien. Wie gerne, guter Karl,

Will ich der besseren Geliebten weichen!“[42]  

 

Meiner Meinung nach greift  der Marquis bei der Königin am wenigsten manipulatorisch ein. Bei ihr reicht eine kurze Erklärung der Situation um sie von seinen Ansichten zu überzeugen. Sie ist bereits auf der Seite Posas und muss nicht erst getäuscht und überzeugt werden.

Die Königin tritt meiner Ansicht nach  eher als Verbündete des Marquis auf. Sie wird als einzige in seine Pläne eingeweiht:

 

„Ihnen,

Nur Ihnen, meine Königin, wag ich

Es zu entdecken. Nur von Ihnen kann

Es Karlos hören“[43]

 

 

2.3 Posas Mittelwahl

 

Der Marquis versucht über das gesamte Stück hinweg die Menschen in seiner Umgebung zu manipulieren. Er schreckt weder davor zurück seinen besten Freund Don Karlos für seine politischen Zwecke umzuorientieren, noch davor ganz unverblümt dem König während einer Audienz Vorwürfe zu halten.

Es ist der Missionierungsdrang und Herrscherwille die Posa dazu treiben. Posas Versuch einen misslungenen Plan sofort durch einen Ausweichplan zu ersetzen führt in mehrfache Verstrickungen die ihm und allen Beteiligten am Ende zum Verhängnis werden.

Posa wirbt zwar für Freiheit, insbesondere für die Freiheit der Gedanken, verstößt aber wiederum gleich hiergegen, wenn er andere Menschen zu Marionetten seines Spiels degradiert. Nun stellt sich aber wiederum die Frage, ob all dies nicht durch die fromme Absicht gerechtfertigt wird:

 

„Und kann

Die gute Sache schlimme Mittel adeln?“[44]

 

Ich kann den Marquis durchaus gut verstehen. Er hat im Laufe seines Lebens schreckliche Bilder sehen müssen. Er hat miterlebt wie ganze Völker unterjocht werden und er kennt den Auslöser dessen. Man stelle sich einfach vor wie alles ausgegangen wäre, wenn sein Plan funktioniert hätte. Wenn Karlos sich für seine Bewegung entflammen ließe oder  wenn König Phillip sich hätte umstimmen lassen. Marquis Posa wäre zum Held des Jahrhunderts geworden, Millionen Menschen wären von körperlicher und seelischer Misshandlung befreit worden.

Nach dem Scheitern seiner Pläne sieht der Marquis jedoch nur noch das Selbstopfer (mehr hierzu unter Punkt 2.6). Auch dieser Plan scheitert und der Zufall der Entdeckung zerstört weitere Leben.

 

 

2.4 Menschheitsgedanke Posas und Gedankenfreiheit

 

Posa tritt Karlos bereits von Anfang an nicht nur als Freund, sondern insbesondere als Abgeordneter der ganzen Menschheit entgegen.

 

„Nicht als des Knaben Karlos Spielgeselle,

Ein Abgeordneter der ganzen Menschheit

Umarm ich Sie – es sind die Flandrischen

Provinzen, die an Ihrem Hals jetzt weinen“[45]

 

Ebenso direkt erinnert er den Prinzen an dessen Verpflichtungen der Menschheit gegenüber:

 

„Dein Herz ist ausgestorben. Keine Träne,

dem ungeheuren Schicksal der Provinzen

Nicht einmal eine Träne mehr – O Karl,

Wie arm bist du, wie bettelarm geworden,

Seitdem du niemand liebst als dich!“[46]

 

Für den Marquis steht die Menschheit als Ganzes  klar vor dem Schicksal des Einzelnen. Er ist bereit Fremde, Freunde und sich Selbst für seinen Menschheitsgedanken zu opfern und zögert hier keinen Moment.

Posa liebt die gesamte Menschheit und seine Taten sollen dem Glück aller dienen, jedoch kann er einzelne Personen nur als Vertreter der Menschheit lieben.

Von den Menschen seiner Zeit und insbesondere vom mächtigen König Phillip fordert er Selbstbestimmung für Jedermann. Hierunter fällt insbesondere die Gedankenfreiheit, die mit religiöser Freiheit gleichzusetzen ist.

 

„Geben Sie Gedankenfreiheit!“[47]

 

Der Begriff der Gedankenfreiheit ist zu den Zeiten Schillers längst nicht so gebräuchlich und abgegriffen wie zu unserer Zeit. Dieser Begriff wurde erst durch Herder aus der englischen und französischen Aufklärung übertragen.

Schiller gab diesem Begriff durch den Marquis eine besondere Bedeutung. Gedankenfreiheit meint nämlich den freien Gebrauch der individuellen Vernunft in Religion, Staat, Moral und Wissenschaft und in allen anderen Bereichen des Lebens. Gedankenfreiheit meint also die Selbstbestimmung eines jeden Menschen durch eigene Vernunft[48].

Posa besteht auch auf der Argumentation, dass Menschen erst mit dem Gebrauch der Freiheit lernen damit umzugehen. Durch seine Manipulationen lässt der Marquis den Menschen in seiner Umgebung jedoch keine freie Wahl.

 

 

 

 

 

2.5 Staatsbegriff Posas

 

Posas Grundüberzeugung von einem menschlichen Staat entspricht nicht den tatsächlichen politischen Gegebenheiten die im Spanien dieser Zeit vorzufinden sind. Für Posa hat dies nur eine sinnvolle Konsequenz: der Austausch der Staatsprinzipien. Das Prinzip des absolutistischen Staates beruht insbesondere auf Heteronomie und Verletzung der Menschenrechte. Das neue Staatsprinzip soll seine Kraft gerade aus den glücklichen Menschen beziehen, die dank Freiheit und Menschenrechte ihr Land lieben und auch im Notfall bereit sind sich hierfür zu opfern – freiwillig.

Schiller selbst beschreibt Posas Staatsverständnis als republikanisch. Dies bedeutet im Sprachgebrauch der Zeit soviel wie rechtsstaatlich und auf einer Verfassung beruhend, kann in diesem Sinne auch auf einer Monarchie aufgebaut sein[49]. In manchen Schriften findet man jedoch Bezeugungen anderer Ansichten. So steht einmal zu lesen, dass Posa die Menschlichkeit auf Kosten des Staates fordert[50].

 

 

2.6 Selbstopferung Posas

 

Posa opfert sich selbst in dem Gedanken hierdurch den Freund Karlos zu erretten. Doch nicht nur der Freund soll gerettet werden, sondern auch die Freundschaft die durch des Marquis Manipulationen arg gelitten hat. Jedoch nur ein Teil seines Planes gelingt. Don Karlos wird nicht gerettet. Der Marquis versucht den Verdacht der unerlaubten Beziehung zur Königin auf sich selbst zu lenken um so Karlos von dem Verdacht zu entlasten. Der Plan des Marquis fliegt auf und Karlos wird der Inquisition überantwortet. Jedoch ist durch die Selbstopferung des Marquis der Freundschaftsbund erneuert worden und Karlos schwört dem Marquis die Treue über den Tod hinaus:

 

 

„Ja, Sire! Wir waren Brüder! Brüder durch

Ein edler Band, als die Natur es schmiedet.“[51]

 

Posa opfert sich jedoch  nicht nur für seinen Freund. Er stirbt im Glauben durch seinen Tod derselben Sache zu dienen, der er sein ganzes Leben gewidmet hatte. Er opferte sich der ganzen Menschheit:

 

„Der Freundschaft arme Flamme

Füllt eines Posa Herz nicht aus. Das Schlug

Der ganzen Menschheit“[52]

 

So ist es.  Posa starb auch mit der Überzeugung dass sein Tod Ansichten verändern könne. Seine Aufopferung für seinen Staatsgedanken und seinen Freund beweist erneut, dass der Marquis den republikanischen Tugenden zugetan war, denn „Aufopferungsfähigkeit ist der Inbegriff republikanischer Tugend“.[53] Er hoffte als Märtyrer zu sterben und so Karlos letztendlich tätig werden zu lassen. Sein Plan scheint aufzugehen. Durch Karlos geht ein Ruck, jedoch leider im falschen Augenblick. Er möchte die Missionierung der Welt, den Gedanken seines verstorbenen Freundes fortführen.[54] Karlos Bekenntnis wird jedoch zum falschen Zeitpunkt ausgesprochen und ist mit Schuld an seinem Tod.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Fazit

 

Betrachtet man sich den Charakter des Marquis im Gesamten, so gibt es mehrere Möglichkeiten zu welchem Schluss man kommen kann. An dieser Stelle möchte ich nun lediglich darauf eingehen, wie ich den Marquis sehe.

Die Figur des Marquis Posa stellt einen Menschen dar, der feste Ziele vor Augen hat. Diese Ziele sind rein idealistisch und auch wünschenswert. Der Makel des Marquis Posa besteht jedoch darin, unschöne Wege zu seinen Zielen zu suchen. Posa hat so deutlich als Ziel eine humane Republik vor Augen, dass er selbst vergisst auf die Menschen auf seinem Weg dorthin zu achten. Sein größtes Ziel ist die Freiheit für jedermann, jedoch wird diese Freiheit für einige durch ihn beschnitten. Er degradiert Menschen zu Marionetten[55] und Werkzeugen in seinem Spiel um Macht. Dies nicht zu erkennen, darin liegt der Fehler des Marquis Posa.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

 

Primärliteratur:

Schiller, Friedrich: Don Karlos.  Stuttgart 2001.

 

 

Sekundärliteratur:

 

 

Darsow, Götz-Lothar: Friedrich Schiller. Stuttgart 2000.

 

Ibel, Rudolf: Schiller. Don Carlos. In: Grundlagen und Gedanken zum Verständnis Klassischer Dramen. Frankfurt/Main, Berlin, München 1970.

 

Otto, Regine: Don Karlos, Briefe über Don Karlos. In: Friedlich Schiller. sämtliche Werke. Bd. 3. Berlin u. Weimar 1987.

 

Safranski, Rüdiger: Schiller. Die Erfindung des Deutschen Idealismus. München 2004.

 

Schings, Hans-Jürgen: Die Brüder des Marquis Posa. Schiller und der Geheimbund der Illuminaten. Tübingen 1996.

 

Weishaupt, Adam: Apologie der Illuminaten. Frankfurt/ Leipzig 1789.

 

Zymner, Rüdiger: Friedrich Schiller. Dramen. Don Karlos- Das „königliche Haus“ als „Familiengemählde“. Berlin 2002.

 

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[1] Weishaupt, 1786, S. 129

[2] Schiller, 2001,Vers 3023

[3] Schiller, 2001 S. 93

[4] Schiller, 2001 S. 168.

In der ursprünglichen Fassung wurden die Begriffe „Illuminat“ und „Maurer“ nicht ausgeschrieben, sondern lediglich mit den Anfangsbuchstaben abgekürzt.

[5]  Schings, 1996, S. 8

[6] Zymner, 2002. S. 70

[7]. Safranski , 2004, S.244

[8] Schiller,  2001.Vers 3906ff

[9] Schings,  1996 S. 124

[10].Schings,  1996 S. 121

[11]  vgl. Schings, 1996, S. 102

[12]  vgl. Darsow, 2000, S. 68

[13]  Schiller,  2001,Vers 157

[14]. Safranski, 2004, S.232

[15] Schiller, 2001,Vers 4257f

[16] Safranski,  2004, S.255

 

[17] Schiller,  2001,Vers 1139

[18] Schiller, 2001, Vers 147ff

[19]  Safranski, 2004,  S.235

[20] Safranski, 2004, S. 235

[21]  Schiller,  2001,Vers 919f

[22] ebd, Vers 1237

[23] Safranski, 2004, S. 236

[24] ebd, 2001 Vers 2412ff

[25] Safranski, 2004, S.255

[26]Schiller, 2001, Vers 4216ff

[27]  Schings, 1996, S. 113

[28] Schiller, 2001,Vers 2969f

[29]  Schings, 1996, S. 117

[30] ebd. Vers 3140ff

[31]  Schings, 1996, S. 112

[32]  Schiller, 2001 V. 3214f

[33]  ebd. Vers 3150ff

[34]ebd. Vers 3159ff

[35] ebd. .vgl Vers 3213

[36]  ebd. Vers 3020

[37]  ebd. Vers 3034f

[38]  ebd. Vers 3213f

[39] ebd.  Vers 3265ff

[40] ebd. Vers3287f

[41] ebd.  Vers 5013ff

[42] ebd. Vers 792ff

[43] ebd. Vers 3463ff

[44] ebd. Vers 4095f

[45] ebd. Vers 156ff

[46] ebd. Vers 2419ff

[47] ebd. Vers 3215

[48]  Safranski,  2004, S.252

[49].Schings, 1996, S. 119

[50] vgl. Ibel, 1970, S. 55

[51] Schiller, 2001, Vers 4793f

[52] ebd. Vers 5059ff

[53]  Schings, 1996, S. 114

[54]  Ibel, 1970, S. 53

[55] vgl. Darsow, 2000, S. 69

 
   
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